Jeder Kanton soll pro Tag 0,5 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner impfen: Von diesem Ziel, das Gesundheitsminister Alain Berset (48) ab nächster Woche anvisiert, ist die Schweiz derzeit noch weit entfernt. Das zeigt ein Blick auf die neuste Impfstatistik. Nachdem der Bund diese vergangenen Freitag erstmals veröffentlicht hat, wird sie nun jeweils zweimal pro Woche aktualisiert.
Insgesamt gut 435'000 Impfdosen hat der Bund den Kantonen bisher geliefert, knapp 200'000 davon wurden bereits verwendet. Schweizweit macht das – Stand 24. Januar – 2,29 Impfdosen pro 100 Einwohner, wobei es pro Person jeweils zwei Impfdosen braucht.
Nidwalden ist Impf-Champion
Den grössten Sprung gemacht hat der Kanton Nidwalden. Von rund 4,5 Impfdosen pro 100 Einwohner stieg der Wert seit dem letzten Stichtag auf knapp 7,5 Impfdosen: Mehr hat kein Kanton geschafft.
Weiterhin nur sehr harzig läufts derweil im Kanton Bern. Er hat am spätestens mit der Impfkampagne begonnen und bislang erst 1,38 Dosen pro 100 Einwohner geimpft. Damit ist er derzeit das Schlusslicht. Generell zeigen die Zahlen, dass grössere Kantone langsamer in die Gänge kommen als kleine – was natürlich auch damit zu tun hat, dass sich die Logistik umso einfacher gestaltet, je kleiner ein Kanton ist. Der Kanton Neuenburg ist in dieser Hinsicht allerdings eine Ausnahme. Er hat noch nicht einmal 2500 Impfungen gespritzt, das entspricht gerade einmal 1,46 Dosen pro 100 Einwohner.
Zug hat schon 85 Prozent des Impfstoffs verbraucht
Grosse Unterschiede bestehen zwischen den Kantonen auch, schaut man sich an, wie viel Prozent der erhaltenen Impfstoffe sie denn schon geimpft haben. In Bern und im Thurgau lagern drei Viertel des vom Bund gelieferten Impfstoffs noch im Kühlschrank. Ganz anders in Zug: Dort hat man 85 Prozent des Impfstoffs, der zur Verfügung steht, schon verwendet. In Nidwalden sind es 78 Prozent.
Die hohe Zahl dürfte sich teilweise wohl auch damit erklären, dass die beiden kleinen Kantone schon früh mit der Impfung begonnen haben und viele Senioren bereits beide Impfdosen erhalten haben dürften.
Kantone helfen einander aus
Was die zweite Impfdosis anbelangt, verfolgen die Kantone unterschiedliche Strategien. Einige Kantone halten bewusst die Hälfte des Impfstoffs zurück, um sicher genug zu haben für den zweiten Piks. Sie wollen gewährleisten, dass bei Lieferengpässen – die es nun tatsächlich gibt – alle, die schon einmal geimpft wurden, auch die zweite Dosis erhalten. Andere Kantone hingegen gehen auf volles Risiko.
Was passiert, wenn sie plötzlich zu wenig Impfstoffe haben, um die zweite Impfdosis fristgerecht zu verabreichen, ist noch unklar. Man sei in Kontakt mit den Kantonen, die betroffen sein könnten, sagte Nora Kronig, Impfverantwortliche beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Mehrere Kantone mussten bereits Impfdosen bei anderen ausleihen, um die Termine einhalten zu können. (lha)