«Die Richtung stimmt, nur beim Tempo haperts leider noch ein bisschen.» So fasst Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), die derzeitige Corona-Lage zusammen.
1884 neue Corona-Fälle hat das BAG am Dienstag registriert – das sind rund 17 Prozent weniger als am gleichen Tag vor einer Woche. 92 Personen mussten ins Spital eingeliefert werden und 57 Corona-Infizierte sind verstorben.
«Sind verhalten optimistisch»
Diese Entwicklung stimme «verhalten optimistisch», sagt Mathys an der heutigen Corona-Medienkonferenz. Einen Grund, sich entspannt zurückzulehnen, gebe es deshalb aber noch nicht. So sind die Intensivstationen nach wie vor stark ausgelastet. Fast ein Drittel der Menschen, die dort liegen, seien Covid-Patienten, so Mathys.
Sorgen bereiten dem BAG zudem weiterhin die mutierten Virusvarianten: Inzwischen wurden bereits 1126 Ansteckungen mit dem Mutanten-Virus in der Schweiz nachgewiesen, bei gut der Hälfte steckt mit Bestimmtheit die britische Virus-Variante dahinter.
Anteil des Briten-Mutanten steigt
Der Anteil der britischen Mutation an der Gesamtzahl der Coronavirus-Ansteckungen liege derzeit bei zehn Prozent. Taskforce-Präsident Martin Ackermann schätzt, dass spätestens im März die mutierten Varianten rund die Hälfte der Infektionen in der Schweiz ausmachen werden.
Deshalb sei es enorm wichtig, die Zahlen nun möglichst rasch zu drücken. Dies, um genügend Luft zu haben, falls die Fallzahlen wegen des Mutanten-Virus plötzlich wieder in die Höhe schnellen sollten. Als konkreten Zielwert nennt Mathys maximal 300 Neuansteckungen pro Tag. «Das wäre die Grössenordnung, wo wir hin müssten.»
Kantone müssen bei Impfung bremsen
Eine wichtige Rolle spielt diesbezüglich die Impfung. Doch da geht es derzeit nicht so schnell vorwärts wie geplant. Wegen Lieferverzögerungen beim Vakzin von Pfizer/Biontech müssen Kantone ihr Impftempo drosseln, statt einen Gang höher zu schalten. Der Kanton Zug teilte heute mit, dass gewisse bereits vereinbarte Termine für die erste Impfdosis um eine Woche nach hinten geschoben werden müssen, weil es an Impfstoff mangelt.
In Zürich müssten Termine abgesagt werden, sagte Markus Näf, Projektleiter der Covid-19-Impfung Kanton Zürich, an einer Medienkonferenz. Zudem müssen Senioren eine Woche länger als geplant auf die zweite Impfdosis warten.
Lieferproblem sei nur vorübergehend
Nora Kronig, BAG-Vizedirektorin und Verantwortliche für die Impfstoffbeschaffung, äussert sich darauf angesprochen nur sehr zurückhaltend. Sie betont, dass die Schweiz nur vorübergehend weniger Impfstoff bekomme. Die Lieferverlangsamung solle aber Mitte Februar aufgeholt sein. Zu laufenden Verhandlungen mit weiteren Impfstoffherstellern wie Astrazeneca äussert sie sich nicht.
Ob die Kantone fünfzig Prozent des Impfstoffes zurückhalten sollen, um sicher genügend für die zweite nötige Impfdosis auf Lager zu haben, dazu gibt Kronig ebenfalls keine Empfehlung ab. Die Kantone könnten sich so organisieren, wie sie wollten.
Was aber, wenn ein Kanton Vollgas gibt – und dann plötzlich zu wenig Impfstoff haben sollte, um innert der vorgegebenen Frist die zweite Dosis zu spritzen, die für einen wirksamen Impfschutz notwendig ist? Laut Kronig steht das BAG in Kontakt mit Kantonen, die von solchen Engpässen betroffen sein könnten. Im Ernstfall müsse man prüfen, was man in einer solchen Situation tun könne, sagt Kronig vage. (lha/SDA)