Er sei eine öffentliche Person geworden, und er freue sich, wieder «der normale Ueli» zu sein. «Einmal Beine hoch, Buch lesen wäre auch einmal schön», das sagte Ueli Maurer (73), als er im September 2022 seinen Rücktritt aus dem Bundesrat vor den Medien verkündete.
Nun zeigt sich, dass er das Rampenlicht doch nicht ganz missen will. So tritt der ehemalige Finanzminister Anfang April an einem zweitägigen Symposium neben Impfkritikern und Abtreibungsgegnern in Bern auf. Darüber berichtete die «Berner Zeitung».
An der zweitägigen Veranstaltung mit dem Titel «Corona – Fakes und Fakten» sollen «die gesellschafts- und gesundheitspolitischen Vorgänge» der Pandemie aufgearbeitet werden.
Wie der Website der Veranstaltung zu entnehmen ist, hält Maurer ein Referat mit dem Titel: «Wer regierte die Schweiz in der Covid-Krise?» Sein Vortrag dürfte wohl nicht allzu sehr in die Tiefe gehen, gemäss Programm dauert er nämlich nur 15 Minuten. Dafür müssen Teilnehmer ein Ticket für 220 Franken kaufen.
Maurer verärgerte schon mal Kollegen
Es ist nicht das erste Mal, dass Maurer sich zur Pandemie öffentlich äussert. Erst kürzlich sagte der frühere Finanzminister in einem Interview, die Pandemie sei eine «Hysterie» gewesen, die bewusst geschürt worden sei. Maurers Äusserungen lösen bei Parteikollegen und Gesundheitspolitikern Entsetzen aus.
Schon damals sagte der Aargauer SVP-Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (57): «Ueli Maurer ist kein Experte auf diesem Gebiet. Er widerspricht den führenden Fachleuten.» Das hindert Maurer offenbar nicht daran, erneut zum Thema zu referieren.
Auch Bauer und Freikirchler treten auf
Neben Maurer treten weitere Personen an der Veranstaltung auf, die sich in der Corona-Zeit einen Namen als Massnahmenkritiker machten. So etwa der ehemalige Zürcher Kantonsrat und Biobauer Urs Hans (72). Dieser wurde während der Pandemie wegen seiner Aussagen von den Zürcher Grünen ausgeschlossen und ist in der Folge zur Gruppierung Aufrecht gewechselt.
Am Symposium gibt es auch eine Veranstaltung zum Thema «Corona und Kirche». Moderiert wird dies vom ehemaligen SVP-Politiker Daniel Regli (66) vom Bürgerforum Schweiz. Der ehemalige SVP-Politiker hat sich als evangelikaler Aktivist einen Namen gemacht und sagt, er fühle sich bei der Freikirche International Christian Fellowship (ICF) zu Hause. 2017 polterte er im Zürcher Gemeinderat gegen Schwule.
Vergangenes Jahr berichtete Blick darüber, dass Regli Stimmung gegen Pfarrerinnen und Pfarrer macht, die sich «am Zeitgeist orientieren». Während der Corona-Pandemie wurden die Ansichten des Abtreibungsgegners jedoch selbst dem «Marsch fürs Läbe» zu viel, die Organisation trennte sich von Regli als OK-Präsidenten.
Von einem Hausarzt organisiert
Organisiert wird das Symposium vom Thuner Hausarzt Daniel Beutler. Dieser gab gegenüber der «Berner Zeitung» an, es gehe ihm mit der Veranstaltung darum, eine «fakten- und evidenzbasierte» Aufarbeitung der Pandemiepolitik zu ermöglichen. Der Arzt hatte während der Pandemie für Schlagzeilen gesorgt, weil er sich weigerte, Covid-Impfungen zu verabreichen. (sie)