Ueli Maurer (72) bi de Lüt. Der alt Bundesrat tingelt derzeit durchs Land. Drei Wochen vor den Wahlen ist Maurer rastlos – und überall dabei. Der Zürcher befindet sich für seine Partei im Dauerwahlkampf, tritt beinahe täglich vor SVP-Sektionen im ganzen Land auf.
«Ich war diese Woche im Emmental, in Genf, im Berner Jura, vergangene Woche in der Innerschweiz, in der Ostschweiz auch. Ich besuche meine Freunde quer durch die Schweiz», erzählt der ehemalige Finanzminister im Podcast «Wortwächsel» des Zürcher SVP-Nationalrats Benjamin Fischer (32). Dieser begrüsste Maurer zum Jubiläum des Formats diese Woche im Gasthof Hirschen in Hinwil ZH.
Beim Velofahren verletzt
Was sofort auffällt: Ueli Maurer trägt ein Abduktionskissen, hat den rechten Arm in der Schlinge. Die Verletzung zog er sich kürzlich bei einem Velounfall zu, wie er sagt. «Vom Bachtel runter bin ich wirklich blöd gefallen. Dabei habe ich mir die Schulter ausgerenkt und alles, was ich mir aufschürfen konnte, aufgeschürft.»
Jetzt habe er noch etwas Fieber und geschwollene Hände, aber das komme dann schon wieder, gab sich der ehemalige Bundesrat optimistisch. «Es ist einfach blöd gegangen», sagt er. Alle drei Jahre hätte er einen gröberen Sturz zugute, wenn er Velo fahre, so Maurer. Bereits 2018 hatte Maurer einen gröberen Velounfall. Mit 70 km/h wollte er damals einem Plastiksack ausweichen, stiess mit einem Stein zusammen und knallte auf den Asphalt.
Doch Maurer wusste in der Live-Podcast-Sendung auch von Schönem zu berichten. Etwa von seinem Besuch bei einem seiner Söhne in Kanada. «Wir haben einen Sohn, der ausgewandert ist. Der hat eine Ranch dort. Beef, also Mutterkühe und ein paar Pferde», erzählt Maurer. Sie hätten geholzt «wie die Wilden» – für eine Maschinen- und eine Heu-Halle. «Also wenn es jetzt kaum mehr Bäume hat in Kanada, wäre ich schuld.»
«Keine Sehnsucht nach dem Bundesrat»
Maurer, der nach dem Ausscheiden aus dem Bundesrat «wieder der normale Ueli» sein wollte, genoss die Abgeschiedenheit offensichtlich. «Ich habe in den zwei Monaten dort mehr Bären gesehen als Menschen», erzählte er begeistert. Weit weg vom Bundesrat.
Diesen vermisst Maurer nämlich gar nicht, wie er sagt. Er habe es zwar genossen als Bundesrat, es sei eine spannende Zeit gewesen. Aber er habe sich auch gefreut, als es fertig war. «Ich habe überhaupt keine Sehnsucht», resümiert er heute.
An den Bundesratssitzungen habe es manchmal gefetzt, plaudert Maurer aus dem Nähkästchen. Dann habe es jeweils einen Sitzungsunterbruch gegeben, und man sei kurz frische Luft schnappen gegangen, damit man sich wieder einig werden konnte. «Der Bundesrat ist überhaupt kein Streichelzoo.» Manchmal habe das Gremium ein Geschäft um eine Woche verschieben müssen. «Und manchmal musste man halt ein Auge zudrücken, es können ja nicht jede Woche immer die Gleichen gewinnen.»
«Ich streite gerne»
Schwierig sei die Corona-Zeit gewesen, sagt Maurer. «Ich bin ein Impfgegner grundsätzlich. Und habe gefunden, bei Corona haben wir weit übertrieben», so der Zürcher. Das sei auch heute bei den Leuten noch immer Thema, er höre das jeden Abend an den Anlässen, die er besuche. «Das war keine gute Situation. Die Leute fühlen sich vom Bundesrat angelogen.»
Für diese Menschen sei er der einzige im Bundesrat mit gesundem Menschenverstand gewesen. Für die anderen hingegen der Extreme. Aber: «Solche Leute braucht es auch. Ich streite gerne und habe gerne eine andere Meinung.» (oco)