Der Gasthof St. Meinrad in Einsiedeln SZ liegt am Etzelpass, einem Abschnitt des Jakobswegs. Im Sommer fanden sich zwei ungleiche Pilger in dem Lokal mit währschaft-raffinierter Küche ein: die deutsche AfD-Chefin Alice Weidel (44) und alt Bundesrat Ueli Maurer (72, SVP). «Das Treffen diente dem politischen Austausch», sagt Weidels Sprecher zu SonntagsBlick. Details will er nicht verraten, Ueli Maurer liess eine Anfrage unbeantwortet.
Auch die Leitung von Maurers Partei möchte dessen Austausch mit Weidel nicht kommentieren. Eine Sprecherin betont allerdings: «Die SVP Schweiz pflegt keine Kontakte zu ausländischen Parteien.» 2016 legte Parteisponsor und -übervater Christoph Blocher (83) noch grossen Wert darauf, in der SRF-«Arena» nicht direkt neben Weidels AfD-Kollege Alexander Gauland (82) auftreten zu müssen. Und als Journalisten im Januar dieses Jahres Alice Weidel bei der Albisgütli-Tagung der SVP entdeckten, verliess sie den Parteianlass. Beim «Weltwoche»-Sommerfest von SVP-Publizist Roger Köppel (58) hingegen ist sie ein gern gesehener Gast.
Weidels Nähe zur SVP ist nicht die einzige Frage, die sich da stellt. Nach wie vor unklar erscheint, was es mit dem angeblichen Anschlagsplan auf Weidels Familie in Willerzell SZ auf sich hat, wo die AfD-Chefin mit ihrer Partnerin, der Filmemacherin Sarah Bossard (41), und zwei Kindern lebt.
Malle statt Wahlkampf
Laut Weidels Sprecher gab es am 23. September in Willerzell einen «sicherheitsrelevanten Vorfall». Später behauptete die AfD, Weidel halte sich in einem «Safe House» auf und müsse einen Wahlkampftermin absagen. In Wahrheit machte sie Familienferien auf Mallorca.
Nach Auskunft der Kantonspolizei Schwyz sind die Untersuchungen inzwischen abgeschlossen: «Zum Schutz aller Involvierten werden keine Auskünfte erteilt.» Strafanzeige habe Weidel nicht erstattet. «Eine Anzeige gegen unbekannt hielt sie für wenig zielführend», so Weidels Sprecher zu SonntagsBlick.
Der Einsiedler Mitte-Nationalrat Alois Gmür (68) kritisiert die spärliche Informationspolitik der Kapo Schwyz. «Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, was vorgefallen ist», sagt Gmür. «Wenn die Kapo mauert, dann öffnet dies Spekulationen Tür und Tor. Es kann nicht sein, dass die AfD widersprüchliche Aussagen über die Gefährdung in Einsiedeln macht – und Schwyzer Behörden die Öffentlichkeit nicht aufklären.»
Heftige Kritik kommt auch aus Baden-Württemberg, wo Weidel ihren Wahlkreis hat. Der Antisemitismus-Beauftragte Michael Blume (47) sagt zu SonntagsBlick: «Gerade auch im Kampf gegen Antisemitismus, Faschismus und Desinformationen werden deutsche und Schweizer Behörden immer wieder gegeneinander ausgespielt. Nun steht sogar der Verdacht im Raum, von der Schweiz aus wären einer AfD-Politikerin Inszenierungen ermöglicht worden. Ich bitte unsere Schweizer Freundinnen und Freunde erneut, Zusammenarbeit und Informationsaustausch gegen Verschwörungsmythen zu verbessern. So darf es nicht weitergehen.»
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