Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat die Maskenpflicht für Geimpfte aufgehoben – sowohl in Aussen- wie in Innenräumen. Vollständig Geimpfte dürfen nun wieder ohne Maske ins Kino, ins Fitnessstudio oder zum Friseur. Auch der Besuch von Messen, das Singen in Chören und das Essen im Restaurant ist wieder ohne Maske möglich. «Ein Meilenstein», so US-Präsident Joe Biden (78).
Grundlage für den Entscheid sind Studien, die gezeigt hätten, dass die Impfungen selbst gegen Virus-Varianten extrem wirksam seien. Auch in der Schweiz gibt es erste Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Diese sollen künftig nicht mehr in Quarantäne müssen. Weder, wenn sie Kontakt zu einem Infizierten hatten noch wenn sie von einer Reise aus dem Ausland zurückkommen. Das schlägt der Bundesrat vor.
Maskenpflicht soll schrittweise fallen
Eine Aufhebung der Maskenpflicht ist aber kein Thema. Noch nicht. Denn der Druck auf den Bundesrat steigt. Diese müsse jetzt schrittweise fallen, sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (39) gegenüber «20 Minuten». «Genauso sollte etwa der Besuch von Konzerten und Sportveranstaltungen für alle Geimpften, Genesenen und Getesteten bald möglich sein.»
Auch Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (59) würde sich eine Aufhebung der Maskenpflicht wünschen und hält sie für theoretisch möglich. Praktisch sei sie aber schlecht umsetzbar – so wisse ein Kondukteur im Zug nicht, ob jemand geimpft sei oder nicht. Für die Schweiz findet Mitte-Nationalrat Hess: «Im Schutzkonzept sollte es erlaubt sein, dass ein Club öffnen darf, wenn er nur Geimpfte und Genesene reinlässt. Das sollte der Bundesrat so schnell wie möglich anpassen, damit das möglich ist.» Der Nachweis könne zum Beispiel mit dem Impfbüchlein oder dem bald verfügbaren Covid-Zertifikat geschehen, so Hess.
Bundesrat will noch zuwarten
Skeptisch zeigt sich auch Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel (63). Die Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission begrüsst zwar, dass Geimpfte Freiheitsrechte zurückbekommen, sagt aber: «Zumindest im öffentlichen Raum sollten immer noch die gleichen Regeln für Geimpfte und Nicht-Geimpfte gelten, bis alle geimpft werden, die das wollen.» Pilotprojekte, wie etwa das Öffnen der Clubs für Geimpfte, finde sie sinnvoll.
Der Bundesrat sieht eine Aufhebung der Maskenpflicht erst für den Moment vor, wenn alle, die sich impfen lassen wollen, auch Zugang zum Piks hatten – und auch dann nicht sofort: «Basismassnahmen (wie z.B. Maske an frequentierten Orten) sollen schrittweise aufgehoben werden, damit die Entwicklung der Pandemie gut verfolgt werden kann», schreibt er in seinem neusten Faktenblatt zum Drei-Phasen-Modell.
Virologin mahnt zu Vorsicht
Auch die Wissenschaft rät zu Vorsicht. «Geimpfte können sich weiterhin mit Sars-CoV2 infizieren und es weiter übertragen, ohne selbst Symptome zu entwickeln oder an Covid-19 zu erkranken», twitterte die Genfer Virologin Isabella Eckerle.
Bei engem Kontakt mit Ungeimpften sollten daher weiterhin Hygiene- und Abstandsregeln gelten. Sie fordert die Geimpften auf, sich in Geduld zu üben.
Auch Jürg Utzinger, Epidemiologe und Direktor des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts in Basel, appelliert gegenüber «20 Minuten» an die Geimpften: «Es ist wichtig, dass sich auch Geimpfte auf keinen Fall leichtfertig verhalten.»