Novavax-Impfstoff verzögert sich
Ist unser Impfziel nun gefährdet?

Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Novavax verzögert sich. Auch die Schweiz hat das Vakzin bestellt. Was bedeutet das nun für die hiesigen Impfpläne?
Publiziert: 12.05.2021 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2021 um 11:31 Uhr
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Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Novavax muss eine Verzögerung bei seinem Corona-Impfstoff bekannt geben.
Foto: DUKAS

Das US-Unternehmen Novavax gab am Montag bekannt, dass sein Impfstoff in den Vereinigten Staaten oder Grossbritannien nicht vor Juli zugelassen werden würde – und dass die Produktion erst Ende Jahr auf Touren komme.

Noch im Januar hatte das Unternehmen gesagt, dass es seine volle Produktionskapazität von 150 Millionen Dosen pro Monat bis Mitte des Jahres erreichen werde. Nun heisst es, dass die Produktion bis Ende September auf 100 Millionen Dosen pro Monat gesteigert werden können, die Maximalleistung von 150 Millionen pro Monat soll Ende Jahr erreicht werden.

Bund sicherte sich sechs Millionen

Das hat auch Auswirkungen auf die Schweiz. Als der Bund Anfang Februar einen Vorvertrag mit Novavax über 6 Millionen Impfdosen abschloss, ging das Bundesamt für Gesundheit davon aus, dass der Impfstoff ab April in die Schweiz geliefert werden könne – solange die Zulassung erteilt sei. Bis heute hat Novavax allerdings kein Zulassungsgesuch bei der Heilmittelbehörde Swissmedic gestellt.

Novavax

US-Pharmakonzern Novavax entwickelt einen proteinbasierten Impfstoff. Das heisst, der Impfstoff enthält das Spike-Protein des Corona-Virus. Nach der Impfung bildet der Körper bereits Antikörper gegen das Protein. Und bereitet sich auf die Infektion vor.

Zulassung: Novavax stellte noch kein Zulassungsgesuch bei Swissmedic in der Schweiz. Die europäische Arzneimittelbehörde prüft den Impfstoff bereits im rollenden Verfahren.

Haltbarkeit: Dieser Impfstoff kann bei zwischen zwei und acht Grad Celsius aufbewahrt werden. Das entspricht normaler Kühlschranktemperatur.

Wirksamkeit: Die Wirksamkeit des Vakzins liegt bei 89,3 Prozent. Es soll auch gegen die Südafrika- und Briten-Mutationen wirksam sein.

Kosten: Wie viel der Impfstoff des US-Unternehmens kostet, ist noch nicht bekannt.

Nebenwirkungen: Nach eigenen Angaben von Novavax gab es bisher nur wenige schwere Nebenwirkungen.

Bestellmenge: Die Schweiz hat sich sechs Millionen Impfdosen von Novavax gesichert. Unter der Bedingung, dass die Heilmittelbehörde Swissmedic den Impfstoff zulässt.

Der Impfstoff von Novavax ist auch gegen die britische und südafrikanische Virusmutation wirksam.
AFP

US-Pharmakonzern Novavax entwickelt einen proteinbasierten Impfstoff. Das heisst, der Impfstoff enthält das Spike-Protein des Corona-Virus. Nach der Impfung bildet der Körper bereits Antikörper gegen das Protein. Und bereitet sich auf die Infektion vor.

Zulassung: Novavax stellte noch kein Zulassungsgesuch bei Swissmedic in der Schweiz. Die europäische Arzneimittelbehörde prüft den Impfstoff bereits im rollenden Verfahren.

Haltbarkeit: Dieser Impfstoff kann bei zwischen zwei und acht Grad Celsius aufbewahrt werden. Das entspricht normaler Kühlschranktemperatur.

Wirksamkeit: Die Wirksamkeit des Vakzins liegt bei 89,3 Prozent. Es soll auch gegen die Südafrika- und Briten-Mutationen wirksam sein.

Kosten: Wie viel der Impfstoff des US-Unternehmens kostet, ist noch nicht bekannt.

Nebenwirkungen: Nach eigenen Angaben von Novavax gab es bisher nur wenige schwere Nebenwirkungen.

Bestellmenge: Die Schweiz hat sich sechs Millionen Impfdosen von Novavax gesichert. Unter der Bedingung, dass die Heilmittelbehörde Swissmedic den Impfstoff zulässt.

Die Schweiz ist durch Nachbestellungen bei Moderna und Pfizer/Biontech nicht dringend auf den Novavax-Stoff angewiesen. Mit den bereits vertraglich zugesicherten Dosen der beiden zugelassenen Vakzine rechnet der Bund damit, bis Ende Juli alle Impfwilligen piksen lassen zu können.

Im Kühlschrank lagerbar

Das Ziel, mindestens einen Impfstoff von jeder der drei verfügbaren Technologien – mRNA, vektorbasiert und proteinbasiert – zu bestellen, rückt damit in noch weitere Ferne. Bislang sind in der Schweiz nur mRNA-Impfstoffe erhältlich.

Der proteinbasierte Impfstoff von Novavax hätte zudem den Vorteil, dass er bei normalen Kühlschranktemperaturen transportiert und gelagert werden kann – die mRNA-Vakzine sind da deutlich anspruchsvoller und benötigen eine besondere Infrastruktur.

Dramatisch für ärmere Länder

Das macht die Verzögerung von Novavax umso kritischer für weniger reiche Länder. Erst letzte Woche hat Novavax einen Vertrag mit der in Genf ansässigen und von der Bill und Melinda Gates Stiftung mitfinanzierten Impfallianz Gavi unterschrieben: Novavax sollte 1,1 Milliarden Dosen an Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen liefern. Angesichts der aktuellen Corona-Lage in Indien, Nepal und anderen Staaten kann man erahnen, wie dramatisch dieser Verzug nun ist.

Auch wenn sich CEO Stanley C. Erck laut «New York Times» zuversichtlich gab, dass «fast alle grossen Herausforderungen überwunden seien», kann Novavax sein Versprechen, noch in diesem Jahr 2 Milliarden Dosen zu liefern, nicht einhalten. Die Märkte sind auch nicht mehr überzeugt: Die Aktien des Unternehmens, das in seiner 34-jährigen Geschichte noch nie einen Impfstoff auf den Markt gebracht hat, sanken um fast 17 Prozent. (sf)

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