Umweltschützer reichen Beschwerde gegen Trift-Staudamm ein
Wird der Wasserkraft-Kompromiss zerzaust?

Ein neuer Staudamm im Triftgebiet steht in der Kritik. Jetzt wurde Beschwerde eingereicht – trotz eines Kompromisses, der genau das verhindern sollte.
Publiziert: 29.12.2023 um 17:38 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2024 um 10:01 Uhr
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Zwei Umweltorganisationen haben Beschwerde gegen den Bau eines Staudamms im Triftgebiet eingereicht.
Foto: Visualisierung KWO
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Mehr Strom? Ja, bitte. Aber wo? Darüber wird erbittert gestritten. Zwei Umweltorganisationen haben Beschwerde gegen den Bau eines Staudamms im bernischen Triftgebiet eingereicht. Zuerst hatte der «Beobachter» darüber berichtet. «Die Trift ist ein Naturjuwel und ein Lebensraum stark gefährdeter Arten, die zu schützen sind», begründet SP-Nationalrätin Martina Munz (68) den Widerstand. Sie ist Präsidentin von Aqua Viva, eine der beiden Organisationen, die die Beschwerde eingereicht haben. «Statt noch die letzte unberührte Natur zu verbauen, ist die Akzeptanz der Bevölkerung für den Ausbau bestehender Wasserkraft grösser. Wir haben nicht nur eine Klima-, sondern auch eine Biodiversitätskrise.»

Das Trift-Projekt gehört zu den 15 Projekten, auf die sich die grossen Umweltverbände mit den Kantonen und der Energieunternehmen an einem runden Tisch geeinigt haben. Sie sollen beschleunigt gebaut werden. Ein Kompromiss, der mittlerweile im Gesetz verankert wurde. Rekurse bleiben aber möglich. Aqua Viva war beim runden Tisch nicht dabei.

«Spielregeln werden nicht eingehalten»

«Die Spielregeln werden nicht eingehalten. Es wurde vereinbart, dass die Projekte geprüft und die bestehenden Gesetze eingehalten werden», kritisiert Munz. «Zum einen werden versprochene Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen zum Schutz der Biodiversität gekürzt, um Kosten zu sparen, zum anderen hat das Parlament zusätzlich das Projekt Chlus aufgenommen, das am runden Tisch die Kriterien nicht erfüllt hat.»

Munz ergänzt: «Wir fordern eine fachlich und juristisch korrekte und faire Interessenabwägung und eine echte Berücksichtigung der Anliegen des Schutzes von Natur und Landschaft gegenüber der Energienutzung.»

Trift ist das drittgrösste Projekt aus dem runden Tisch. Trotzdem sagt Munz: «Insgesamt ist es nur ein Hundertstel des benötigten Winterstroms, es braucht mehr Solarstrom auf bestehenden Häusern und Infrastrukturanlagen.»

«Querulatorische Beschwerde»

Der Ärger bei den Befürwortern des Trift-Projekts ist gross. Die Betreiber rechnen mit einer Verzögerung von mindestens zwei Jahren – geht es bis vors Bundesgericht, dauert es noch länger.

Der Berner Regierungsrat Christoph Ammann (54, SP) nimmt gegenüber der «Berner Zeitung» kein Blatt vor den Mund. Er spricht von einer «querulatorischen Beschwerde» und von «Scheinargumenten». Die Ausgleichsmassnahmen, die man geplant habe, würden weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen.

Was bedeutet das für den runden Tisch?

Sind die Ergebnisse des runden Tischs nun Makulatur? Andere Teilnehmer beschwichtigen. Der WWF schreibt: «Wir stehen nach wie vor hinter den Ergebnissen.» Auch das Projekt Trift hätten sie begleitet und seien insgesamt zu einer positiven Einschätzung gekommen – anders als Aqua Viva. Jedoch erinnert der WWF: Bei den zusätzlichen Ausgleichsmassnahmen zum Natur- und Landschaftsschutz hätten die Trift-Betreiber und der Kanton «noch eine Aufgabe vor sich». Man sei zuversichtlich, dass im Dialog eine gute Lösung gefunden wird.

Als Vertreter der Energieversorger sass die Axpo am runden Tisch. Die Verzögerung sei bedauerlich. «Es braucht mehr Kompromissbereitschaft von allen Akteuren.» Die Entwicklung bei einem Projekt wie Trift lasse sich nicht ohne weiteres auf die anderen Projekte des runden Tischs übertragen.

Doch es ist nicht das einzige Projekt des runden Tischs, das in der Kritik steht. «Auch das Projekt am Gornergrat im Kanton Wallis ist eine starke Belastung für die Natur», sagt Munz. Gorner liefert mit Abstand am meisten Strom der 15 Projekte. Auch hier könnte der Streit also weitergehen.

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