Umfragen sagen Verluste voraus
Den Grünen droht ein welsches Debakel

2019 räumten die Ökokräfte in der Romandie ab. 2023 werden sie zu den grossen Verlierern in der Westschweiz gehören. Die grosse Frage ist, wie viele Sitze sie das kosten wird.
Publiziert: 03.10.2023 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 10:37 Uhr
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Prominente Zugpferde fehlen den Ökoparteien: die abtretende Grünen-Ständerätin Adèle Thorens und ...
Foto: keystone-sda.ch
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Sermîn FakiPolitikchefin

Es gab gar nicht so viele Flaschen Bio-Champagner, wie die Ökoparteien im Oktober 2019 hätten köpfen können: Grüne und GLP konnten ihre Wähleranteile fast verdoppeln und fuhren mit 13,2 beziehungsweise 7,8 Prozent die besten Wahlergebnisse seit ihrem Bestehen ein.

Zu diesem historischen Erfolg hat insbesondere die Romandie beigetragen: Besonders stark zulegen konnten die Grünen in Genf (+13,1 Prozentpunkte), Neuenburg (+11,5) und Waadt (+8,4). Und auch die GLP steigerte ihre Parteistärke in der Waadt um 4,5 Punkte auf 8,4 Prozent, in Neuenburg um 5,7 Punkte auf 9,1 Prozent und in Genf um 3,2 Punkte auf 5,4 Prozent.

Desaströse Umfrage

Die Zuwächse drückten sich auch in Sitzen aus: In der Waadt konnten beide Parteien ihre Sitzzahl verdoppeln, in Genf von einem auf drei erhöhen und in Neuenburg wieder einen Sitz erringen. Viele neue welschen Köpfe zogen ins Bundeshaus ein, die meisten jung und weiblich. Im Ständerat das gleiche Bild: Mit Lisa Mazzone (35), Adèle Thorens-Goumaz (51) und Céline Vara (38) eroberten gleich drei junge Frauen für die Westschweiz das Stöckli.

Vier Jahre später dürften die Champagnerflaschen im Keller bleiben: Den Ökoparteien drohen herbe Verluste. Insbesondere für die Grünen könnte sich der 22. Oktober in eine wahre Katastrophe verwandeln. Geht das aktuelle Wahlbarometer gesamtschweizerisch von einem Verlust von zwei Prozent aus, ist es in der Romandie doppelt so viel. Bei der GLP ist das Szenario nicht ganz so düster, doch auch hier wird die Verteidigung des Status quo herausfordernd.

Zwei Sitze sind so gut wie weg

Das zeigt sich etwa in der Waadt, dem grössten Westschweizer Kanton: Die GLP wird voraussichtlich einen ihrer beiden Sitze verlieren, im Vergleich zu 2019 fehlen ihr zwei Dinge: eine Listenverbindung und das Zugpferd Isabelle Chevalley (51), die während der Legislatur zurücktrat.

Zugpferde sind auch bei den Grünen Mangelware: Die abtretende Ständerätin Thorens und der langjährige Lausanner Stadtpräsident Daniel Brélaz (73), der 2022 zurücktrat, waren die bekanntesten Köpfe und machten jeweils viele Stimmen. Mindestens einen der vier Sitze werden sie verlieren. Die gefährdeten Ökositze dürften ins bürgerliche Lager wechseln – zur SVP und eventuell zur Mitte.

Dynamisches Duo im Ständerat

Im Ständerat dürften die Waadtländer Grünen künftig auch nichts mehr zu melden haben: Zwar schickt sich Nationalrat Raphaël Mahaim (39) an, den Sitz von Thorens zu verteidigen. Doch allen ist schon jetzt klar, wer den Kanton ab Dezember in der kleinen Kammer vertreten wird: das Waadtländer Dreamteam aus Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (55) und alt Regierungsrat Pascal Broulis (58).

15 Jahre lang sassen sie gemeinsam in der Waadtländer Regierung und haben die kantonale Politik bestimmt wie selten ein links-bürgerliches Duo. Unter den Begriffen «dynamischer Kompromiss» oder gar «Waadtländer Modell» sorgten sie dafür, dass die Waadt vom Sorgenkind zu einer Boom-Region wurde. Man liess FDP-Finanzdirektor Broulis im neoliberalen Stil grosszügig Unternehmenssteuern senken und bekam dafür mehr Mittel für soziale Politik wie grosszügige Prämienverbilligungen und Familienzulage.

Man darf gespannt sein, ob sich dieses «dynamische» Duo auch in Bern wieder findet.

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