Mit einem Abschluss der ETH in der Tasche hat man aufgezeichnete Berufsaussichten. Die Zürcher Hochschule gilt als eine der besten der Welt. Und das hat sich herumgesprochen.
Zählte etwa die ETH im Jahr 2000 noch 11'000 Studenten, so sind es heute über 25'000.
Allerdings sind es nicht nur Schweizer Akademiker, welche dort Vorlesungen und Seminare besuchen. Längst haben auch die sogenannten Bildungsausländer die ETH entdeckt, also jene, die wegen des Studiums in die Schweiz ziehen.
Ausländer entdecken die ETH
Waren im Jahr 2000 noch 16 Prozent der ETH-Studenten und -Doktorandinnen sogenannte Bildungsausländer, stieg ihr Anteil bis letztes Jahr auf 40 Prozent, heisst es kürzlich einem Bericht der «SonntagsZeitung». Die ETH und die École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) gehören zudem mit Gebühren von 1460 Franken pro Jahr zu den günstigsten der Welt.
Die grosse Anziehungskraft zeugt vom Renommee der ETH. Doch mit der Anzahl Studierenden steigen ebenso die Ausgaben der Bundeskasse für die Hochschule, und das wiederum ist der Politik ein Dorn im Auge. Denn der Bund muss sparen.
Die Politikerinnen und Politiker der Finanzkommission des Nationalrats haben sich diese Woche nun für höhere Studiengebühren für Bildungsausländer ausgesprochen. Mit 14 zu 9 Stimmen bei 2 Enthaltungen beantragt die Kommission, das ETH-Gesetz entsprechend zu ändern. «In den Augen der Kommissionsmehrheit bietet eine Erhöhung der Studiengebühren eine Gelegenheit, Mehreinnahmen zu generieren», heisst es in der Medienmitteilung. Wie hoch die Gebühren für ausländische Akademiker ausfallen sollen, definierten die Politikerinnen nicht.
«Die Geldsorgen wären damit gelöst»
Der Spar-Vorschlag stammt aus der Feder der SVP. Gegenüber Blick sagt SVP-Nationalrat Lars Guggisberg (46): «An der wichtigsten Schweizer Hochschule studiert eine Rekordzahl an Ausländern – auch wegen dieser tiefen Studiengebühren.»
Teurere Studiengebühren für Ausländer wären aber eigentlich keine Besonderheit. Einige Schweizer Hochschulen kennen schon heute unterschiedliche Tarife für Inländer und Bildungsausländer. Etwa der Hochschule St. Gallen (HSG) etwa kostet etwa ein Studienjahr auf Bachelorstufe für Schweizer Maturanden knapp 2500 Franken pro Jahr. Wer aus dem Ausland anreist, bezahlt über 6000 Franken. Zudem ist dort der Anteil an Bildungsausländern gesetzlich auf 25 Prozent gedeckelt. Auch die Universität Bern erhebt einen Aufpreis für Bildungsausländer von 200 Franken pro Semester.
«Würden die ETH und die EPFL für ihre 12'000 ausländischen Bachelor- und Masterstudenten denselben Ausländertarif verlangen wie die HSG, hätten sie insgesamt fast 60 Millionen Franken mehr in der Kasse», rechnet Guggisberg vor. Käme der Tarif von Oxford zur Anwendung, wären es sogar 230 Millionen pro Jahr. «Die Geldsorgen wären damit gelöst.»
Stipendien für Talentierte
Damit nicht nur noch Studis aus reichem Elternhaus an die ETH kämen, könnte man für hochtalentierte Ausländer, die sich dies nicht leisten können, immer noch Stipendien zur Verfügung stellen, so Finanzpolitiker Guggisberg.
Die unterlegene Minderheit in der Finanzkommission sieht die Standortattraktivität der Schweiz für ausländische Studierende, welche dem inländischen Fachkräftemangel entgegenwirken, bei einer Erhöhung der Studiengebühren gefährdet.
Auch der ETH-Rat, das Aufsichtsgremium von ETH und EPFL, diskutiere bereits Anfang März über «eine mögliche Verdreifachung der Studiengebühren für ausländische Studierenden, die zum Zweck des Studiums in der Schweiz Wohnsitz nehmen.» Weiterverfolgt wurde die Idee nicht.