40-mal günstigere Gebühren als in den USA oder Grossbritannien
ETH erlebt Boom bei ausländischen Studenten

Obwohl der ETH im Jahr 2025 100 Millionen Franken weniger zur Verfügung stehen, schliesst die Hochschule eine Erhöhung der Studiengebühren für ausländische Studenten aus. Diese haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Publiziert: 05.05.2024 um 19:17 Uhr
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Die ETH muss sparen. Der Bundesbeitrag an die Technische Hochschule soll nächstes Jahr um 100 Millionen Franken gekürzt werden.
Foto: Philippe Rossier

Die Finanzlage des Bundes hat auch schon rosiger ausgesehen. Gemäss aktueller Planung fehlen diesem bereits ab nächstem Jahr 2,5 Milliarden Franken für ein ausgeglichenes Budget. 

Nebst vielen weiteren Posten, an denen der Bundesrat den Rotstift ansetzen will, soll auch der Beitrag an die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne einmalig um 100 Millionen Franken gekürzt werden. Dies sei laut dem Bundesrat verkraftbar. Schliesslich verfüge die ETH über einen prall gefüllten Reservetopf von 1,4 Milliarden Franken, was ihre Aufgabenerfüllung «nicht gefährdet».

«Riskieren Verlust hoch qualifizierter Wissenschaftler»

Ganz anders tönt es derweil vonseiten der Adressaten. Dort schrillen die Alarmglocken. Es gehe nicht weniger als «um die Zukunft des Landes», sagt der Präsident der EPFL, Martin Vetterli (66). Zustimmung bekommt er vom ETH-Präsidenten Joë Messot (59). «Wir riskieren einen Qualitätsverlust in der Forschung und den Verlust hoch qualifizierter Wissenschaftler.»

Die Empörung über die Budgetkürzungen scheint gross. Immerhin handelt es sich bei der ETH um die beste Uni auf europäischem Boden. Im World University Ranking, das von «Times Higher Education» herausgegeben wird, belegt die ETH den 11. Platz. Noch besser werden einzig britische und US-Unis, darunter die University of Oxford, das MIT oder Harvard eingeordnet. Ziemlich weit vorne, auf Rang 33, liegt auch die EPFL. 

60 Prozent Bildungsausländer an der EPFL

Die Top-Platzierungen im Ranking widerspiegelt sich auch bei der Beliebtheit der beiden Hochschulen, die in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt haben. Zählte etwa die ETH im Jahr 2000 noch 11'000 Studenten, so sind es heute stolze 25'380, welche an den verschiedenen Standorten der Hochschule Vorlesungen und Seminare besuchen.

Allerdings sind es längst nicht nur Schweizer Akademiker, welche die Immatrikulationszahlen in derartige Höhen getrieben haben. Schon längst haben auch die sogenannten «Bildungsausländer», also jene, die wegen des Studiums in die Schweiz ziehen, die Vorzüge der Schweizer Universitäten entdeckt, heisst es in einem Bericht des «Tages Anzeiger».

Beträgt deren Anteil an der ETH heute 40 Prozent, so sind die Bildungsausländer an der EPFL mit 60 Prozent klar in der Mehrheit. Besonders stark zugenommen haben in den letzten Jahren die Zahlen chinesischer Studenten. Auf Masterstufe sind sie hinter der Schweiz und Deutschland gar die am dritthäufigsten vertretene Nation. 

Grossteil der Absolventen bleibt in der Schweiz

Zwar befindet sich jede Uni in einem Wettstreit um die besten internationalen Talente, die wiederum exzellente Forschung ermöglichen sollen. Trotzdem scheint der Ausländeranteil an den eidgenössischen Hochschulen erstaunlich. Nicht wenige Schweizer dürften sich in Angesicht dessen darüber empören, die Ausbildung der Bildungsausländer mitzufinanzieren.

Gemäss ETH greife die Perspektive, dass ausländische Studenten von einem Studium oder Doktorat an der ETH Zürich einfach nur profitieren würden, schlicht zu kurz. Ein beträchtlicher Teil der Absolventen aus dem Ausland bleibe auch nach dem Abschluss in der Schweiz und trüge zum Wohlstand des Landes bei. 

Vergleichsweise billig kommt man an der ETH und EPFL derweil nur davon, weil hierzulande der Steuerzahler ein Grossteil der Ausbildungskosten finanziert, was ermöglicht, dass schlussendlich jeder Student gleich viel für seine Unigebühren bezahlt.

Etwas anders sieht das an der Universität St. Gallen (HSG) aus. Dort kostet ein Studienjahr für Inländer auf Bachelorstufe 2458 Franken im Jahr. Ausländer müssen derweil 6258 Franken lockermachen. Zudem ist der Anteil der Bildungsausländer seit 1963 gesetzlich auf 25 Prozent gedeckelt.

230 Millionen Franken mehr mit Oxford-Gebührentarif

Gälte in der ETH das gleiche Regime wie in St. Gallen, so würde das der Zürcher Hochschule rund 60 Millionen Franken zusätzlich in die Kasse spülen. Mit dem Tarif von Oxford wären es satte 230 Millionen Franken pro Jahr. Zieht man nämlich die Studiengebühren von britischen oder US-Eliteunis heran, verlieren die Schweizer Beträge schnell an Bedeutung. Dort zahlt man schnell einmal das 40-Fache der ETH-Gebühr, also rund 50'000 bis 60'000 Franken pro Jahr. 

Auch der ETH-Rat, das Aufsichtsgremium von ETH und EPFL, diskutiere bereits Anfang März über «eine mögliche Verdreifachung der Studiengebühren für ausländische Studierenden, die zum Zweck des Studiums in der Schweiz Wohnsitz nehmen.» Weiterverfolgt wurde die Idee allerdings nicht.

Stattdessen hiess es: «Der ETH-Rat sieht in der Gleichbehandlung aller Studierenden und in der Diversität dank der internationalen Studierenden einen wichtigen Erfolgsfaktor für eine qualitativ hochstehende Ausbildung.» (ced)

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