Um Behandlungstourismus zu stoppen
«Wer lange keine Prämien bezahlt hat, darf nicht profitieren»

Werden Auslandschweizer krank, kehren sie oftmals ins Schweizer Gesundheitswesen zurück und profitieren dort von der Behandlung. Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter will das stoppen.
Publiziert: 08.08.2023 um 00:16 Uhr
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In Thailand muss man seit 2022 eine teure Krankenkasse berappen.
Foto: Getty Images

Es klingt wie ein Traum: ein Lebensabend im günstigen Thailand statt in der teuren Schweiz. Doch der Traum droht zum Albtraum zu werden, wenn es zu medizinischen Problemen kommt.

«Wer nicht in ein EU-Land auswandert, kann mit der Krankenkasse Probleme bekommen», sagt Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (59). Im Normalfall kann man die private Krankenversicherung nicht einfach behalten. Gibt es im Gastland keine staatliche Versicherung, muss man eine private Krankenversicherung abschliessen. «Für Jüngere ist das kein Problem. Doch gerade für ältere Menschen mit Vorerkrankungen ist es oft unmöglich, in einer privaten Kasse unterzukommen.»

Für die Behandlung in die Schweiz zurück

Besonders problematisch ist die Situation in Thailand, schreibt «Swissinfo». Seit Dezember 2022 braucht es für den Aufenthalt in Thailand eine Krankenkasse, die Behandlungskosten bis 100’000 Franken abdeckt. Doch die sind gerade für Rentner – von denen es in Thailand einige gibt – sehr teuer, weil die Prämien mit zunehmendem Alter ebenfalls steigen.

Schneider-Schneiter will darum, dass Auslandschweizer freiwillig die Schweizer Krankenkasse ins Ausland mitnehmen können. Sie ist Mitglied der Schweizer Auslandschweizer-Organisation – doch hat sie auch die Schweizer Gesundheitskosten im Visier.

Geht es ihnen schlecht, kehren Auslandschweizer häufig in die Schweiz zurück, bezahlen hier die Grundversicherung und können sich dafür wieder im Spitäler behandeln lassen, obwohl sie zuvor keine Beiträge bezahlt haben – allenfalls über Jahre hinweg.

«Wenn sich die Betroffenen direkt in ihrer neuen Heimat behandeln lassen, hilft das auch den Schweizer Gesundheitskosten, weil im Ausland die Gesundheitskosten tiefer sind», sagt Schneider-Schneiter. Es gebe aber noch weitere Gründe. «Viele Leute gehen nur für wenige Jahre ins Ausland. Das spart auch administrative Aufwände.»

Breit abgestützt

Der Vorstoss von Schneider-Schneiter – die vorerst nur einen Bericht zum Thema verlangt – ist breit abgestützt: So haben ihn unter anderem auch die SP-Co-Präsidenten Mattea Meyer (35) und Cédric Wermuth (37) unterzeichnet. Und auch auf der anderen politischen Seite gibt es Unterstützung.

SVP-Nationalrätin Martina Bircher (39) stört der Behandlungstourismus. «Es darf nicht sein, dass jene von unserem Gesundheitswesen profitieren, die lange Zeit keine Prämien bezahlt haben», sagt sie zu Blick.

Eine andere Lösung wäre ihr aber noch lieber. «Mein Vorschlag lautet, dass man eine bestimmte Anzahl von Jahren Krankenkassenprämien bezahlt haben muss, damit man die vollen Leistungen beziehen kann», sagt Bircher. «Wer das nicht hat, kann entweder die entstandene Lücke auffüllen oder darf nur im Notfall behandelt werden.» Davon wären aber nicht nur die Auslandschweizer betroffen, sondern sämtliche Ausländer.

Kaum Zahlen

«Swissinfo» schreibt, dass der sogenannte Behandlungs-Tourismus in Thailand weit verbreitet sei. Dies, weil sich das Gesundheits- und Krankenversicherungssystem im Wohnland stark von der Schweiz unterscheidet. Doch genaue Zahlen fehlen. «Uns liegen keine konkreten Angaben vor», schreibt der Krankenversicherer-Verband Santésuisse.

Schon jetzt können einzelne Gruppen ihre Krankenversicherung in der Schweiz aufrechterhalten. Es gibt aber länderspezifische Unterschiede. Santésuisse schreibt: «Ein Schweizer Rentner, der sich in der EU oder der EFTA niederlässt, muss seine Krankenversicherung in der Schweiz aufrechterhalten, während ein Erwerbstätiger, der ins Ausland zieht, um dort zu arbeiten, sich in seinem neuen Wohnland versichern muss.» (bro)

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