Auf einen Blick
- Frankreich verliert jährlich 280 Millionen Euro durch Schweizer Sonderregelung
- Führungskräfte französischer Unternehmen arbeiten in Frankreich, sind aber in der Schweiz versichert
- Nur 4500 Arbeitnehmer betroffen, doch die Führungskräfte verdienen über 500'000 Franken pro Jahr
Frankreich muss sparen. Premierminister Michel Barnier (73) und seine Regierung haben Schwierigkeiten, den Haushalt für 2025 aufzustellen. Jetzt nimmt unser Nachbar die Schweiz ins Visier! Genauer eine Sonderregelung aus dem Jahr 2009: Frankreich verliere wegen der Schweiz jedes Jahr 280 Millionen Euro – seit 15 Jahren. Insgesamt sind das rund 4,2 Milliarden Euro, wie «Franceinfo» und «La Tribune» berichten.
Im Mittelpunkt der Affäre steht eine Verwaltungsvereinbarung, mit der internationalen französischen Unternehmen Sozialabgaben sparen können: Die Konzerne können ihre Führungskräfte in eine Tochtergesellschaft in der Schweiz entsenden, während sie in Frankreich arbeiten. Da die Angestellten in der Schweizer versichert sind, entgehen unserem Nachbarn die höheren französischen Sozialversicherungsbeiträge.
Das Vorgehen ist legal. Nun könnte das Abkommen aber seine letzten Stunden erleben.
Nur wenige Arbeitskräfte betroffen – doch die verdienen viel
Tatsächlich profitieren nur wenige französische Arbeitnehmer von dieser Sonderregelung, zwischen 2016 und 2022 waren es knapp 4500. Doch es sind Führungskräfte, die mehr als 500'000 Franken pro Jahr verdienen.
Etwa zwanzig Firmen sollen betroffen sein. Drei Unternehmen konzentrieren mehr als 80 Prozent der Anträge auf diese Sonderregel: Total Gestion, ein wichtiger Ölhändler, der Autobauer Renault Nissan und der Reifenhersteller Michelin.
Es gibt mehrere Gründe, warum Frankreich dieses System trotz der finanziellen Verluste bislang beibehalten hat: Um die diplomatischen Beziehungen zur Schweiz zu erhalten, wollte man etwa vermeiden, dass das Image der Unternehmen, die von diesem Abkommen profitieren, beschädigt wird.
Frankreich denkt über Kündigung nach
Doch jetzt hat sich der Wind gedreht. Auch wenn Frankreich die entgangenen Einnahmen in Höhe von vier Milliarden nicht zurückerhalten wird, denkt die Regierung darüber nach, das Abkommen zu beenden.
Nach Informationen von «Franceinfo» hat die Direktion für soziale Sicherheit von der französischen Regierung grünes Licht erhalten, sich mit dem Fall zu befassen. Eine Situation, die aus ihrer Sicht viel zu lange gedauert hat.