Darum gehts
- US-Politik besorgt Uni Bern, akademische Forschung und Freiheit unter Druck
- Entlassungen und Budgetkürzungen in US-Wissenschaftsbehörden beeinflussen Schweizer Universitäten
- Uni Bern ist an 15 US-Projekten mit Gesamtbudget von 13 Millionen Dollar beteiligt
«Mit Besorgnis schauen wir derzeit in die USA, wo die akademische Forschung und Freiheit unter der neuen Regierung zunehmend unter Druck gerät»: Mit diesen deutlichen Worten wandte sich die Rektorin der Uni Bern diese Woche an die Mitarbeitenden der Universität.
Grund für das Schreiben von Virginia Richter (60) sind die Entwicklungen in den Staaten rund um Präsident Donald Trump (78). Seit seinem Amtsantritt im Januar hat Trump Tausende Mitarbeitende in den US-Wissenschaftsbehörden entlassen.
Die Entlassungen sind Teil einer grösseren Initiative, um die Zahl der 2,3 Millionen US-Bundesangestellten zu reduzieren und damit Geld zu sparen. Dies zu spüren bekommen etwa die Forscher des National Institutes of Health – und damit auch indirekt Forschende in Bern.
US-Politik wirkt sich auf Bern aus
Es bestehe «aufgrund der Budgetkürzungen und inhaltlichen Vorgaben allgemein grosse Unsicherheit», heisst es im Schreiben von Richter. Denn die neue US-Forschungspolitik habe auch direkten Einfluss auf Forschende der Universität Bern, warnt die Rektorin.
Schon am Tag seiner Amtseinführung verbot Trump per Verordnung alle DEI-Programme (Diversity, Equity, Inclusion). Seine Administration veröffentlichte eine Liste mit verbotenen Begriffen wie Diversity, Transgender oder Covid. Wer diese trotzdem nutzt, riskiert den Entzug von Fördergeldern oder sogar ein Arbeitsverbot.
Konkret von der US-Politik betroffen seien Forschungsprojekte, die durch die National Institutes of Health, das US Department of Defense und das Air Force Office of Scientific Research gefördert werden, heisst es in Bern. Es handelt sich um Projekte aus den Bereichen der Biomedizin und Weltraumforschung. Die Universität Bern ist zurzeit an 15 US-Projekten beteiligt, dies mit einem Gesamtbudget von 13 Millionen Dollar.
ETH erhielt Fragebogen
«Da die Zukunft der US-Forschungsfinanzierung im Moment unklar ist, lassen sich konkrete Aussagen über mögliche Kürzungen oder Auswirkungen auf diese Projekte derzeit nicht treffen», heisst es bei der Universität Bern auf Blick-Anfrage.
Die Bedeutung gehe auch über die reine Finanzierung hinaus: «Die Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Universitäten ist für die Universität Bern sehr wichtig, weil diese in vielen Bereichen führend sind», teilt eine Sprecherin weiter mit.
Die USA sind nicht unwichtig als Geldgeberin für die Universität in der Bundesstadt: Zwischen 2020 und 2024 erhielt die Universität Bern für die Projekte rund 10,4 Millionen aus den USA. Davon stammten gut 9,4 Millionen direkt von US-Behörden.
Auch weitere Universitäten in der Schweiz sind vom Sparhammer betroffen. Die ETH Zürich hat kürzlich der «NZZ am Sonntag» bestätigt, dass sie von den US-Behörden einen Fragebogen erhalten hat. Darin wurden Informationen über ihre von den USA finanzierte Forschung verlangt. Die Regierung wollte Fragen zur «Einhaltung politischer Vorgaben der neuen US-Regierung» stellen. Die ETH will den Fragebogen laut einem SRF-Bericht ignorieren.
Und in Bern? Die Universität hat bisher keinen solchen Fragebogen aus den USA erhalten, wie sie auf Anfrage weiter erklärt.