Es wurde zwar bereits befürchtet, der Kahlschlag ist dennoch enorm: Die neue US-Administration unter Präsident Donald Trump (78) setzt praktisch in allen staatlichen Bereichen den Rotstift an. Industrie, Regierungsbehörden, Wissenschaft – überall kommt es zu massiven Budgetkürzungen und Entlassungen.
Die Ankündigung, in den Bereichen Klima- und Umweltforschung sowie Medizin Forschungsgelder zu streichen, löste Panik aus. «Wir befürchten, dass unsere Behörde unfähig wird, die Amerikaner vor ernsten Bedrohungen aus der Luft, Wasser und unserem Boden zu schützen», betonten die Leiter der US-Umweltschutzbehörde EPA.
Schweizer Forscher alarmiert
Die grosse Sorge der Medizin: Durch die Kürzungen und Entlassungen von Tausenden Menschen sind wichtige Studien über Krankheiten wie Alzheimer, Krebs, Diabetes und Impfstoffen auf Eis gelegt.
Trumps Aktion sorgt auch über die Grenzen der USA hinaus für Kopfzerbrechen. Die Administration wolle «die Wissenschaft kontrollieren» und «unliebsame Forschungsfelder zurückfahren», sagte Patrick Cramer, Präsident der deutschen Max-Planck-Gesellschaft, gegenüber der ARD. Das Forschungsinstitut verzeichnet bereits einen Anstieg an Bewerbungen aus den USA. Einige Forscher scheinen also bereits nach Europa abzuwandern.
Verschiedene wissenschaftliche Akademien aus 40 europäischen Ländern haben einen gemeinsamen Brief verfasst, in dem sie ihre Besorgnis über die Entwicklungen zum Ausdruck bringen. Auch die Akademien der Wissenschaften Schweiz haben das Dokument unterzeichnet.
«Für die Wissenschaft weltweit problematisch»
Der Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz, Yves Flückiger, schreibt dazu auf Linkedin: «Es ist nun an der Zeit, dass die Hochschulen weltweit – darunter auch Schweizer Einrichtungen wie swissuniversities, die Akademien der Wissenschaften Schweiz, der Schweizerische Nationalfonds SNF, die ETH Zürich und die EPFL – ihre unerschütterliche Unterstützung für die akademische Freiheit, als Grundlage für künftige Innovationen und als unabdingbare Voraussetzung für den Kampf gegen Fake News zeigen.»
Die ETH Zürich blickt ebenfalls mit Sorge auf die Entwicklungen in den USA und den zunehmenden Druck auf die dortigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Medienstelle auf Anfrage betont. «Die Entwicklungen sind keineswegs im Interesse der Wissenschaft und damit auch nicht der ETH Zürich.» Es sei jedoch noch unklar, inwiefern die Massnahmen die Hochschule betreffen. «Die Schulleitung der ETH Zürich wird die Situation weiter beobachten und bei Bedarf entscheiden, wie gegebenenfalls betroffene Projekte weitergeführt werden», heisst es.
Steiler Anstieg an US-Bewerbungen
Die ETH verzeichnet derweil vermehrt Kontaktaufnahmen von in den USA tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die aufgrund der aktuellen Situation einen Wechsel in Betracht ziehen.
Ähnlich tönt es auch beim Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) in Basel. Das Forschungsinstitut zeichnet sich durch wissenschaftliche Forschung in einer Vielzahl von Bereichen aus. Auf Anfrage erklärt das Institut, dass es einen steilen Anstieg an Bewerbungen aus den USA feststellt. «Von Januar 2025 bis heute erhielten wir bereits mehr als die Hälfte der Anzahl an Bewerbungen von Amerikanerinnen und Amerikanern im Vergleich zum Jahresschnitt der Jahre 2022, 2023 und 2024.»
Die Entwicklungen in den USA spüre man auch hierzulande, wie ein Blog-Artikel von Swiss TPH-Direktor Jürg Utzinger zeigt. «Der Finanzierungsstopp der USAID und die Verschiebung der Prioritäten bei den Geldgebern haben bereits Auswirkungen auf wichtige Programme.» Projekte in Tansania und der Ukraine seien von starken Budgetkürzungen betroffen. «Millionen Menschen, die auf HIV-Behandlungen, Malariaprävention oder die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten angewiesen sind, bleiben auf der Strecke.»