In der Entwicklungszusammenarbeit sind die USA in vielen Ländern des Globalen Südens der grösste Geldgeber – bisher. Die abrupte Aussetzung der Hilfsgelder durch die Regierung von Präsident Donald Trump (78) hat massive Auswirkungen in Krisen- und Konfliktregionen. Einige Beispiele:
Millionen Todesfälle in Afrika befürchtet
«Zwei bis vier Millionen zusätzliche Todesfälle durch vermeidbare und behandelbare Krankheiten» – das könnte die Folge der US-Entscheidung sein, wie eine Berechnung der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC Africa ergeben hat. Finanzielle Engpässe könnten die Errungenschaften der vergangenen Jahre im Gesundheitsbereich zunichtemachen, schreibt CDC-Direktor Jean Kaseya in einem offenen Brief an die Afrikanische Union. Für die betroffenen Familien sei dies wiederum mit schweren wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. «Geschätzt 39 Millionen Menschen mehr würden in Armut gestürzt und den Kontinent jährlich Milliarden kosten – das ist nicht nur eine afrikanische Krise, es ist eine globale Krise im Entstehen», warnt Kaseya.
HIV-Programme in Südafrika in Gefahr
Mit einer der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit gehört Südafrika seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den grössten Empfängern von Mitteln aus dem US-Aidshilfe-Programm Pepfar. Bislang wurden damit knapp 20 Prozent des südafrikanischen HIV-Budgets und damit die medikamentöse Behandlung von 5,5 Millionen Menschen finanziert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind rund 8,5 Millionen Südafrikaner – etwa 14 Prozent der Bevölkerung – mit dem Virus infiziert. Zudem seien nun die Stellen von rund 15'000 Beschäftigten im Gesundheitswesen bedroht, sagte Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi.
Projekte in Konfliktregionen in Gefahr
Ob Syrien oder Gaza, Ukraine, Sudan oder Demokratische Republik Kongo: Das UN-Nothilfebüro OCHA sieht jetzt seine Projekte in diversen Krisen- und Konfliktregionen in Gefahr. In Gaza etwa hänge der Erfolg der Feuerpause auch vom Gelingen humanitärer Hilfslieferungen ab. In Syrien und dem Sudan seien durch die andauernden Konflikte Millionen Flüchtlinge von Unterstützung abhängig, ebenso in der Ukraine. Könne die dringend notwendige Hilfe nicht mehr geleistet werden, drohe die Ausbreitung von Hunger und Krankheiten.
Ukraine stark betroffen – Gelder für Wiederaufbau fallen weg
Die Ukraine ist von der Einstellung der USAID-Zahlungen mit am stärksten betroffen. Umgerechnet mehr als 2,5 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe hat die US-Entwicklungsbehörde seit dem russischen Einmarsch nach Zählung des Zentrums für Oststudien in Warschau geleistet. Dazu kamen noch gut 4,8 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe und mehr als 29 Milliarden Euro an US-Haushaltshilfen. Mehrere USAID-geförderte Entwicklungsprojekte beim Wiederaufbau von kritischer Infrastruktur, unter anderem für die Stromversorgung, aber auch beim Ausbau von Grenzübergängen in die EU, sind demnach betroffen.
USA grösstes Geberland für Afghanistan
Seit der Machtübernahme der Taliban 2021 hat USAID gemeinsam mit anderen US-Behörden umgerechnet mehr als 3,57 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe und Entwicklungsunterstützung bereitgestellt. Das geht aus dem Ende Januar veröffentlichten Quartalsbericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) hervor. Damit sind die USA das wichtigste Geberland für Afghanistan. Rund 64 Prozent der Mittel stammen den Angaben nach von USAID und dem US-Aussenministerium.
Ein Stopp der Hilfe wird gravierende Folgen für die humanitäre Lage, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft des Landes haben. Während internationale Hilfe in den vergangenen Jahren weiter gekürzt wurde, sind laut UN-Nothilfebüro Ocha rund 22,9 Millionen Menschen auf humanitäre Unterstützung angewiesen.
Projekte der Minenräumung in Kambodscha ausgesetzt
Das südostasiatische Kambodscha gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern mit nicht explodierten Kampfmitteln. 93 aktive Projekte bei der Minenräumung müssten nun pausieren, sagte der Vizepräsident der dortigen Behörde für Minenräumung, Ly Thuch, gegenüber der «Khmer Times». Die USA hätten die Räumung jährlich mit etwa 10 Millionen Dollar unterstützt. Betroffen seien auch mehr als 1000 Mitarbeiter, denen die Arbeitslosigkeit drohe. Die USA sind nach eigenen Angaben der weltweit grösste Unterstützer von Projekten zur Räumung von Landminen und nicht explodierten Sprengsätzen.