Transparency International warnt
In der Schweiz nimmt die Korruption weiter zu

Die Schweiz fällt im Korruptionsindex von Transparency International auf Platz 5 zurück. Mit 81 von 100 Punkten erreicht sie den niedrigsten Wert seit 1995. Transparency Schweiz fordert dringend Massnahmen bei Interessenkonflikten und Lobbyregulierung.
Publiziert: 09:25 Uhr
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Aktualisiert: 09:56 Uhr
Tiefster Wert seit 1995: Die Schweiz hat laut Transparency International im Kampf gegen die Korruption Nachholbedarf. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Die Schweiz belegt im Index von Transparency International zur Wahrnehmung der Korruption im öffentlichen Sektor 2024 den fünften Rang. Mit 81 von 100 möglichen Punkten erreicht sie den niedrigsten Wert seit Lancierung des Index 1995. Der Schweizer Ableger der Organisation sieht Handlungsbedarf.

Insbesondere bei Interessenkonflikten auf allen föderalen Ebenen und der Regulierung des Lobbyings seien dringend Massnahmen erforderlich, liess sich Katja Gloor, Geschäftsführerin ad interim von Transparency Schweiz, am Dienstag in einer Medienmitteilung zitieren. Im Vorjahr hatte die Schweiz mit 82 von 100 Punkten Rang sechs der Rangliste belegt.

Mehr Kontrollen bei Geldwäscherei gefordert

Auch in Bereichen, die nicht vom Index erfasst werden, seien zu wenige Verbesserungen zu beobachten, hiess es im Communiqué weiter. Mängel bestünden bei der Bekämpfung von Geldwäscherei, der Korruption im Privatsektor, der Strafverfolgung von Unternehmen und beim Schutz von Whistleblowern.

Konkret fordert Transparency Schweiz, dass die wirtschaftlich Berechtigten von Gesellschaften und Trusts transparent gemacht werden. Zudem müsse der Anwendungsbereich des Geldwäschereigesetzes auf Beraterinnen und Berater für risikobehaftete nichtfinanzielle Tätigkeiten ausgeweitet werden. Dabei geht es etwa um Anwälte oder Treuhänder, die Kunden bei der Gründung von Gesellschaften behilflich sind.

Die eigene wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit dürfe nicht zur stillschweigenden Akzeptanz korrupter Strukturen führen, so die Organisation weiter. Die Schweiz bleibe ein attraktives Ziel- und Transitland für illegale Finanzströme. Gleichzeitig operierten Schweizer Unternehmen in Märkten mit hohem Korruptionsrisiko.

Korruption weltweit hoch

Der sogenannte Corruption Perceptions Index bildet Einschätzungen von Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Situation in 180 Ländern ab.

Korruption sei weltweit weiterhin stark verbreitet, schrieb Transparency Schweiz zur allgemeinen Lage. Noch immer erreichten über zwei Drittel der untersuchten Länder nicht einmal 50 der maximal möglichen 100 Punkte. Auf Rang eins der Auswertung für 2024 liegt wie im Vorjahr Dänemark, den letzten Platz belegt Südsudan.

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