Plötzlich müssen sich geimpfte Touristen von ausserhalb Europas testen lassen, bevor sie im Hotelrestaurant ihren Znacht einnehmen. So will es der Bundesrat. Er hat bekanntgegeben, dass er ab Montag in allen Restaurant-Innenräumen ein Zertifikat verlangt.
Für Gäste aus der Schweiz und Kontinentaleuropa, die doppelt geimpft oder genesen sind, ist das kein Problem. Ihr Corona-Pass wird grenzüberschreitend anerkannt. Und wer keine Covid-Erkrankung durchgemacht hat und sich auch nicht piksen lassen kann, lässt sich halt mal testen, wenn er in die Beiz oder ins Kino will.
Weiter testfrei speisen
Wer aber aus Indien oder aus dem Nahen Osten in unserem Land Ferien macht, kann nicht einfach sein Zertifikat zücken. Denn er bekommt gar keines, das anerkannt wird. Selbst wenn sein Impfstoff von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt ist, genügt das nicht mehr, um testfrei in die Beiz zu gehen. Ab Montag müssen jene Übersee-Gäste, die derzeit bei uns Ferien machen, wohl auf dem Zimmer speisen. Oder sich ständig testen lassen.
Zwar will der Bundesrat das Covid-Zertifikat auch Touristen zugänglich machen. Aber nicht allen: Nur Personen, die mit einem von der European Medicines Agency (EMA) zugelassenen Impfstoff im Ausland geimpft wurden, sollen bei der Einreise in unser Land ein Covid-Zertifikat erlangen können.
Dieser Vorschlag des Bundesrats ist nun bis am 14. September in Konsultation. Dagegen läuft die Tourismusbranche Sturm. So warnt der höchste Hotelier der Schweiz vor solchen Beschränkungen: «Sie treffen uns sehr, wenn so verhindert wird, dass ausländische Gäste kommen», erklärt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse. «Dann gibt es Märkte etwa aus Übersee, die gar nicht mehr einreisen.»
Gleichwertigkeit anerkennen
Und Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini (55) ergänzt, die Bemühungen des Bundesrats, Impfzertifikate von aussereuropäischen Gästen anzuerkennen, würden in die richtige Richtung gehen. Aber man müsse das noch genau anschauen. Als Präsident des Schweizer Tourismusverbands betont er: «Es sollte möglich sein, dass bei indischen Touristen ein Nachweis für von der WHO anerkannte Impfungen als gleichwertig mit unserem Impfpass gilt.»
Auch der Direktor von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger, findet: «Die von der Landesregierung vorgeschlagene Lösung ist noch nicht optimal.» Und: Jetzt müsse es schnell gehen, denn «erfreulicherweise haben wir derzeit wieder zahlreiche Gäste aus den Golfstaaten zu Besuch in der Schweiz».
Keine zusätzlichen Hürden
Die Schweiz solle sich gastfreundlich zeigen und Touristen, die mit einem von der Weltgesundheitsorganisation anerkannten Impfstoff vollständig geimpft sind ermöglichen, weiterhin ohne Tests ins Restaurant zu gehen oder an Kulturveranstaltungen teilzunehmen, so Nydegger.
Schweiz Tourismus und der Schweizer Tourismusverband sind deswegen bereits beim Bundesrat vorstellig geworden. Den beiden Organisationen ist es wichtig, dass sie keine Lösung wollen, die den Schengen-Regeln widerspricht. Aber sie legen Wert darauf, dass geimpfte Gäste sich hierzulande nicht zusätzlich testen lassen müssen. «Wenn diese Touristen nach Deutschland oder Frankreich weiterreisen und diese Staaten dann zusätzliche Test verlangen, ist das deren Sache. Bei uns plädieren wir dafür, auf solche zusätzlichen Hürden zu verzichten», betont Martin Nydegger.