Diesen Sommer konnten Cedric Henry und Aaron Aerne (beide 22) kaum Ferien machen. Sobald die Prüfungen an der Pädagogischen Hochschule (PH) Thurgau vorbei waren, hiess es: neues Schuljahr vorbereiten und Klassenzimmer einrichten.
Denn die beiden Thurgauer Studierenden übernehmen ab kommender Woche als Lehrer-Tandem gemeinsam ihre erste eigene Klasse an der Primarschule Kradolf TG. «Wir freuen uns sehr, ab sofort unsere eigenen Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse unterrichten zu dürfen», sagt Henry. Und Aerne ergänzt: «Wir haben bisher im Rahmen von Praktika unterrichtet. Nun dürfen wir Verantwortung als Klassenlehrpersonen übernehmen – und den Unterricht mit eigenen Regeln und Ritualen gestalten.»
Neues Programm für Studierende im Kanton Thurgau
Einmal mehr sind die Schulen in diesem Jahr auf Quereinsteiger, pädagogisch unausgebildetes Personal oder pensionierte Fachkräfte angewiesen. Sie helfen schweizweit, den Lehrermangel zu entschärfen. Hier setzten die PH Thurgau und die Thurgauer Schulgemeinden mit einem innovativen Programm an. Neben dem Quereinstieg haben PH-Studierende ab dem Herbstsemester nämlich die Möglichkeit, die sogenannte «Berufsintegrierte Studienvariante» zu wählen.
Das Programm richtet sich an Studierende der Kindergarten- und Primarstufe. Damit sollen sie die Möglichkeit haben, sich im letzten Studienjahr zusammen mit einer anderen Studentin oder einem anderen Studenten während zweier Jahren eine befristete Stelle als Klassenlehrperson mit je einem 50- bis 70-Prozent-Pensum zu teilen.
Der Vorteil: In dieser Zeit werden sie weiterhin von der PH begleitet und besuchen weiterhin Lehrveranstaltungen. «Wir gehen mindestens einen Tag pro Woche zurück an die PH, wo wir die Probleme und Herausforderungen aus dem Schulzimmer gleich mit den Dozierenden besprechen können», sagt Henry. Und: Entsprechend der Anstellung wird auch ein Lehrerlohn bezahlt.
Erleichterter Einstieg in den Beruf
Henry und Aerne sind zwei von 34 Studierenden, die sich für das Programm entschieden haben. «Wir arbeiten gerne mit Kindern zusammen. Und je schneller wir ins Klassenzimmer können, um Praxiserfahrung zu sammeln, desto besser», erklärt Aerne seine Motivation. Gerade die Möglichkeit, im Team eine Klasse zu übernehmen, erleichtere den Einstieg enorm. Und nicht zuletzt sei die Begleitung durch die Schule und die PH eine tolle Chance, um in den Lehrberuf zu starten.
Mehr zum Lehrermangel
«Wir haben während der Sommerferien unter anderem den ersten Schultag und die erste Schulwoche intensiv vorbereitet. Daneben mussten wir uns mit der Jahresplanungen, der Quartalsplanungen und der Feinplanung auseinandersetzen», erklärt Aerne. Beide werden je zwei Tage alleine unterrichten, jeweils am Mittwoch werden sie zudem vier Lektionen gemeinsam abhalten.
Henry und Aerne freuen sich auf den Start und sind überzeugt: «Wir glauben, dass sich die Schülerinnen und Schüler auf uns als Tandem freuen werden. Das wird es ihnen auch ermöglichen, zu zwei Lehrpersonen eine Beziehung aufzubauen. Davon profitieren letztendlich auch wir.»