Fertig gratis! Jetzt verlangt eine breite Front von Politikern von links bis rechts, dass wer sich nicht impfen lässt, obwohl er könnte, seine Corona-Tests selber bezahlen soll. Sie reagieren darauf, dass die öffentliche Hand jeden Monat eine zweistellige Millionensumme für die Tests hinblättern muss, wie Blick-Recherchen zeigten.
Wer sich wegen eines medizinischen Problems nicht impfen lassen kann, soll aber weiterhin mit einem negativen Corona-Test an Events teilnehmen können. Auch wer einfach keine Lust auf die Impfung hat, soll das weiter tun dürfen. Neu sollen Letztere sich aber an den Kosten der Corona-Tests beteiligen müssen. Nur wen eine Vorerkrankung oder Allergie an der Impfung hindert, der soll die Tests weiterhin gratis machen können.
Warum soll die Allgemeinheit bluten?
Bürgerliche Politiker, aber auch linke sowie solche aus der politischen Mitte sehen nicht ein, weshalb allein die öffentliche Hand für diejenigen aufkommen soll, die nicht bereit sind, mit einer Covid-Impfung für sich und die Allgemeinheit Verantwortung zu übernehmen.
Innert acht Wochen könnte die Schweiz die gröbsten gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie hinter sich lassen, würden sich alle impfen. Da derzeit aber kaum jemand einen Impfzwang will und sich ein gewisser Teil der Bevölkerung nicht piksen lassen möchte, wird nicht passieren, was Martin Ackermann (50), Präsident der wissenschaftlichen Covid-Taskforce, am Dienstag in Aussicht stellte: dass in zehn oder zwölf Wochen Corona in der Schweiz beendet sein könnte.
Mitbezahlen statt nur profitieren
Die öffentlichen Kassen werden somit weiterhin stark durch Corona belastet. Allein die Corona-Tests, die Ungeimpfte machen lassen, um in den Genuss der Vorteile eines Covid-Zertifikats zu gelangen, schlagen monatlich mit 20 Millionen Franken zu Buche, wie Blick publik machte.
Einen Teil dieser Kosten sollen künftig diejenigen Impfunwilligen tragen, die die Vorteile des Corona-Zertifikats nutzen möchten. Wenigstens ein Drittel der Kosten, so der GLP-Nationalrat Martin Bäumle (57), sollen die Impfunwilligen selbst berappen.
Eine Kostenbeteiligung kann sich auch die SP-Nationalrätin und Präsidentin des Dachverbands der Schweizer Patienten- und Patientinnenstellen, Flavia Wasserfallen (42), vorstellen: «Es ist wichtig, noch mehr Leute zum Impfen zu motivieren, aber ohne Zwang. Angesichts der hohen Testkosten sollte man sich überlegen, ob eine Kostenbeteiligung ins Auge gefasst werden müsste.» Die SP-Politikerin fordert dies aber explizit nur für Personen, die sich auch tatsächlich impfen lassen könnten.
Mit Augenmass handeln
Der Grünliberale Bäumle warnt davor, die gesamten Kosten den Testwilligen aufzuhalsen. Er befürchtet, dass so die Betrugsfälle mit den Zertifikaten zunähmen. Und für Wasserfallen kommt nicht infrage, dass neben Event-Veranstaltern auch die Arbeitgeber von ihren Mitarbeitenden ein Zertifikat verlangen dürfen: «Das Zertifikat soll weiterhin für den Besuch von Grossanlässen wie Fussballspielen zur Anwendung kommen.»
Auch FDP-Nationalrat Kurt Fluri (65) fände eine Kostenbeteiligung richtig. Wie Bäumle warnt aber auch er davor, die Leute die Tests vollständig bezahlen zu lassen. «Denn dann würden viele gar keine Tests mehr machen, was man ja auch nicht will.»
Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (60) freut sich, dass sich in der Politik zunehmend die Haltung durchsetzt, die Tests müssten etwas kosten – und dass sich sogar Bundespräsident Guy Parmelin (61) dafür ausgesprochen hat. Hess selbst plädiert dafür, den Impfunwilligen den «grösseren Anteil der Testkosten» aufzubürden.