Ständerat Peter Hegglin wiegt sich in falscher Sicherheit
Geimpfte sind sicherer als Genesene

Mitte-Ständerat Peter Hegglin sagt, eine durchgemachte Corona-Krankheit biete den besten Immunschutz. Stimmt nicht, sagen Bund und Wissenschaftler der Taskforce.
Publiziert: 28.07.2021 um 18:52 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2021 um 14:02 Uhr
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Sechs Tage lag Mitte-Ständerat Peter Hegglin auf der Intensivstation des Zuger Kantonsspitals.
Foto: Keystone
Ladina Triaca

Sechs Tage lang lag der Zuger Ständerat Peter Hegglin (60) auf der Intensivstation. Ohne Sauerstoffzufuhr hätte er wahrscheinlich nicht überlebt. Trotz der intensiven Erfahrung will er sich aktuell nicht impfen lassen. «Ich bin genesen, und das ist wohl der beste Immunisierungsschutz.»

Die Meinung, dass eine natürliche Erkrankung am besten vor einer erneuten Corona-Ansteckung schütze, ist verbreitet. Aber falsch, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die wissenschaftliche Taskforce festhalten.

Besserer und längerer Schutz

Laut den Impfempfehlungen des BAG bietet eine Impfung den besseren Schutz vor einer erneuten Infektion als eine durchgemachte Covid-Erkrankung. Der Grund: Durch die Impfung wird im Körper eine zwei bis vier Mal stärkere Immunantwort erzeugt als durch eine natürliche Infektion. Entsprechend hält der Schutz der Impfung auch länger an.

Die wissenschaftliche Taskforce geht davon aus, dass mRNA-Impfstoffe Erwachsene während rund 16 Monaten vor einer leichten und während drei Jahren vor einer schweren Corona-Erkrankung schützen. Bei älteren Menschen hält der Schutz weniger lang an, weil ihr Immunsystem schwächer ist.

Auch Genesene sind dem Risiko einer Neuinfektion wieder früher ausgesetzt. Ihr Immunschutz hält laut den Wissenschaftlern nämlich nur rund acht Monate gegen eine milde und knapp eineinhalb Jahre gegen eine schwere Erkrankung.

Hegglin will abwarten

Genesenen wird daher empfohlen, sich einmal impfen zu lassen – am besten in den ersten sechs Monaten nach der Erkrankung. Mitte-Ständerat Hegglin will damit noch warten. «Im Moment stellt sich diese Frage für mich nicht», sagt er. Sollte das Virus in einem halben Jahr immer noch «aktuell» sein, werde er eine Impfung in Betracht ziehen.

Das dürfte aller Voraussicht nach der Fall sein. Denn die Delta-Variante breitet sich in der Schweiz schnell aus. Das bereitet den Wissenschaftlern der Taskforce auch im Hinblick auf den Impfschutz Sorgen. Denn der Antikörperspiegel im Blut, den es zum Schutz gegen die Delta-Variante braucht, muss etwa fünf Mal so hoch sein.

Da die Zahl der Antikörper mit der Zeit abnimmt, schützt eine Impfung weniger lang gegen die Delta-Variante. Die Dauer des Impfschutzes werde deshalb wohl «kürzer sein als erwartet», schreibt die Taskforce.

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