Blick: Herr Hegglin, Sie lagen im Juni wegen einer schweren Corona-Erkranung sechs Tage auf der Intensivstation. Wie geht es Ihnen heute?
Peter Hegglin: Eigentlich gut. Ich war dieses Wochenende joggen und konnte davor bereits einige Höhenwanderungen unternehmen. Ich fühle mich so fit wie vorher.
Wie haben Sie die Zeit auf der Intensivstation erlebt?
Ich hatte kaum Schmerzen und nie Atemnot. Lustigerweise litt ich auch nicht an Geschmacksverlust, im Gegenteil: Ich konnte die Suppen und die Sauce zum Fleisch gar nicht mehr essen, weil sie so penetrant rochen!
Weswegen lagen Sie denn überhaupt auf der Intensivstation?
Das Problem war, dass meine Lunge infiziert war und ich zu wenig Sauerstoff aufnehmen konnte und mein Körper deswegen nicht genügend versorgt wurde. Ohne zusätzliche Sauerstoffzufuhr hätte ich es nicht geschafft.
Wann merkten Sie, dass Sie ernsthaft krank sind?
Ich war müde und hatte Fieber. Ich wollte aber unbedingt bis am Wochenende durchhalten, weil meine Tochter dann heiratete. Als ich mich am Samstagmorgen auf die Hochzeit vorbereitete, hatte ich Schwindel und lag plötzlich auf dem Boden – vielleicht wegen des Sauerstoffmangels. Jedenfalls ging ich dann direkt ins Spital.
Und Ihre Tochter konnten Sie nicht zum Altar führen?
Das war meine grosse Sorge gewesen! Aber sie verschob die Hochzeit noch am Hochzeitstag, weil ich ins Spital musste. Am vergangenen Wochenende konnten wir die Feier zum Glück nachholen.
Sie waren nicht gegen Corona geimpft. Weshalb nicht?
Ich gehöre nicht zur Risikogruppe und wollte mich nicht vordrängeln. Zudem ging ich – vielleicht fälschlicherweise – davon aus, dass ich die Krankheit bereits letztes Jahr durchgemacht hätte.
Bereuen Sie es, dass Sie sich nicht haben impfen lassen?
Nein, ich bin kein Impfgegner, aber ich finde auch nicht, dass sich alle mit Zwang impfen lassen müssen. Man geht schliesslich auch mit der Impfung ein Risiko ein. Ich finde es schwierig, dass die Pflegenden im Moment derart unter Druck gesetzt werden, sich impfen zu lassen.
Weshalb? Gerade in Spitälern, wo sich Risikopersonen aufhalten, wäre eine hohe Impfquote doch wichtig.
Wenn wir die Pflegenden so stark unter Druck setzen, laufen wir Gefahr, sie zu verlieren. Und wir sind doch auf sie angewiesen! Ich weiss nicht, was ich ohne die ausgezeichneten Pflegerinnen und Ärzte am Kantonsspital Zug gemacht hätte. Neue Studien von renommierten Institutionen zeigen auf, dass Ansteckungen in Spitälern minim sind, wenn man sich an die Schutzvorkehrungen hält, und davon gehe ich aus.
Sie wollten sich bei der Impfung nicht vordrängeln. Nun hat es genügend Impfstoff für alle. Lassen Sie sich jetzt eine Impfdosis spritzen, so wie es das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für Genesene empfiehlt?
Im Moment stellt sich diese Frage für mich nicht. Ich bin genesen und das ist wohl der beste Immunisierungsschutz.
Sie wollen sich also nicht impfen lassen, obwohl Sie Corona ins Spital brachte?
Mein natürlicher Immunisierungsschutz hält jetzt ein gutes halbes Jahr. Sollte dannzumal das Virus immer noch aktuell sein, werde ich eine Impfung in Betracht ziehen.
Welche Lehren ziehen Sie aus der Zeit im Spital?
Ich habe mich oft gefragt, weshalb es mich so stark getroffen hat. Ich fühlte mich gesund und fit und war selten krank. Wenn, dann hätte es mich ein Jahr früher treffen sollen. Denn ich hatte während dem ersten Jahr der Corona-Krise als Präsident der Finanzdelegation und der Finanzkommission ständig Sitzungen, war sehr viel unterwegs und hatte viele Kontakte. Ich werde sicher versuchen, es in Zukunft etwas ruhiger anzugehen.