Wie viele Personen aus der Ukraine in die Schweiz gelangen werden, lässt sich nicht prognostizieren: «Doch wir müssen darauf vorbereitet sein, auch über 100'000 Flüchtlinge aufnehmen zu können», sagte Marcel Suter, der Präsident der kantonalen Migrationsbehörden.
Für Suter, der auch das Amt für Migration im Kanton Graubünden leitet, ist klar, dass auf die Kantone eine grosse Herausforderung zukommt. «Dass die Solidarität in der Bevölkerung derart gross ist, ist eine grosse Hilfe.» Ohne die Unterstützung von Privaten, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen wollen, könnten einige Kantone an ihre Grenzen gelangen, sagte Suter.
Bis Ende Jahr 300'000 Personen
Das Staatssekretariat für Migration hält es derzeit für möglich, dass bis Juli gegen 50'000 Kriegsvertriebene aus der Ukraine in der Schweiz eintreffen könnten. Halte dieser Zustrom danach unvermindert an, könnten es bis Ende Jahr 250'000 bis 300'000 Personen sein, sagte Suter gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Ein solches Szenario sei zwar nicht das wahrscheinlichste, meint der Präsident der kantonalen Migrationsbehörden. Derzeit für realistischer hält er gegen Ende des Jahres die Ankunft von 80'000 Flüchtenden, wie dies Ende der Neunzigerjahre während des Kosovokrieges letztmals der Fall war. «Aber wir müssen uns jetzt schon auf die verschiedenen möglichen Szenarien vorbereiten, auch die unwahrscheinlichen.»
Unterbringung ist schwierig
Denn kurzfristig könnten die Kantone die Strukturen für eine derart grosse Zahl von Flüchtlingen nicht auf die Beine stellen: Das Suchen und Finden von Unterkunftsmöglichkeiten sei dabei nämlich nur das Eine, sagte Suter.
«Dann braucht es Inventar.» Und diesbezüglich habe er Rückmeldungen erhalten, dass es beispielsweise bei Kissenbestellungen bereits gewisse Lieferengpässe geben könnte, weil viele Kantone und Gemeinden diese benötigen. Zudem gelte es, auch das Personal für die Betreuung in den Unterkünften zu organisieren.
(SDA)