Auf einen Blick
- Schweiz verfügte lange über Sprengobjekt-Konzept zur Landesverteidigung
- SVP-Nationalrat will Reaktivierung prüfen
- Bis 2014 wurden alle Sprengladungen aus rund 2000 Objekten entfernt
Seit über drei Jahren tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Die Verteidiger wehren sich dabei mit allen Mitteln – auch mit der Sprengung von Hunderten Brücken, um den russischen Vormarsch zu bremsen. Das Sprengen von Brücken, Tunneln, Flugpisten und anderen Infrastrukturen gehört in vielen Ländern zur Verteidigungsdoktrin.
Auch in der Schweiz war das lange so. Besonders nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden über das ganze Land verteilt Tausende Sprengobjekte eingerichtet. In den 1980er-Jahren gab es immer noch rund 2000 Objekte, in denen die Sprengladungen direkt eingebaut waren. Ab 1991 wurden aber zunehmend Sprengladungen entfernt und Sprengobjekte aufgehoben – bis Ende 2014 waren schliesslich sämtliche Sprengladungen ausgebaut.
Sprengkammern noch nutzbar?
«Angesichts der aktuellen Bedrohungslage war das möglicherweise ein Fehler», sagt SVP-Nationalrat David Zuberbühler (46, AR) zu Blick. Die Frage, warum der Bund auf diese Verteidigungsmassnahme verzichtet, treibt ihn schon länger um. So sehr, dass er nun vom Bundesrat entsprechend Auskunft verlangt.
Er will nicht nur wissen, weshalb das Sprengdispositiv abgebaut wurde, sondern auch, ob eine Wiedereinführung technisch noch möglich wäre und wie lange es dafür brauchen würde. «Mich interessiert beispielsweise, ob die Sprengkammern noch nutzbar sind oder ob sie allenfalls mit Beton ausgefüllt und damit unbrauchbar gemacht wurden», sagt Zuberbühler.
Er hofft, dass sich dieses Verteidigungsinstrument wieder reaktivieren lässt. «Die geopolitische Lage hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Der Ukraine-Krieg zeigt, wie wichtig die Unterbrechung von Vormarsch- oder auch Nachschubrouten ist.»
Neues Sprengobjekt-Konzept
Gerade in der Schweiz mit seinen zahlreichen Brücken und Tunneln könne eine rasche Sprengung das Vorrücken eines Feindes entscheidend verzögern. Daher sei es sinnvoll, frühere Verteidigungsmassnahmen, die sich als effektiv erwiesen hätten, wieder in Betracht zu ziehen. «Mit dem geplanten Ausbau der Armee sollte ein neues Sprengobjekt-Konzept auf den Tisch kommen», macht Zuberbühler klar. «Wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.»