SVP-Fraktionschef zur Bundesratswahl
Herr Aeschi, soll Vogt Rösti verhindern?

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi macht nach der Bundesratskandidatur den Sack der Bewerber sozusagen zu. Er selbst, stellt er klar, will nicht in die Landesregierung einziehen.
Publiziert: 19.10.2022 um 17:47 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2022 um 08:54 Uhr
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Der Zürcher alt Nationalrat Hans-Ueli Vogt will Bundesrat werden. Das hat er am Mittwoch bekannt gegeben.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Sermîn Faki

Herr Aeschi, ist Ihnen am Mittwochvormittag ein Stein vom Herzen gefallen? Mit Hans-Ueli Vogt stellt jetzt auch Zürich einen valablen Bundesratskandidaten.
Thomas Aeschi:
Dass Zürich als grösster Kanton eine Person stellt, ist sicher wichtig. Aber auch sonst habe ich den Eindruck, dass wir gut aufgestellt sind. Wir haben vier Bewerber und eine Bewerberin aus insgesamt vier Kantonalsektionen, mit einem breiten Hintergrund und grosser Führungserfahrung.

Es heisst, dass Vogt von den Zürchern eingesetzt wurde, um Albert Rösti zu verhindern. Stimmt das?
Ich bin kein Zürcher, aber solchen Gerüchten schenke ich nicht viel Glauben. Zürich hat den besten Kandidaten aufgestellt, der zur Verfügung stand. Man hat ja aufgrund von Absagen wie jener von Nationalrätin Martullo oder Regierungsrätin Rickli gesehen, dass eine solche Kandidatur auch vom Zeitpunkt her passen muss. Hans-Ueli Vogt ist bestens qualifiziert. Am Schluss entscheidet die Fraktion über das SVP-Ticket.

«Habe Respekt vor diesem Amt und der Verantwortung»
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Vogt will in den Bundesrat:«Habe Respekt vor diesem Amt und der Verantwortung»

Man hört, Vogt sei dort nicht sonderlich beliebt. Hat er eine Chance, nominiert zu werden?
Dazu kann ich nichts sagen – schon, weil ich Mitglied der Findungskommission bin. Diese führt jetzt Gespräche mit allen fünf Bewerbern. Auch prüft sie, dass die Kandidaten keine «Leichen im Keller» haben. Aus meiner Sicht hat jeder der Fünf Chancen, auf das offizielle Ticket zu kommen.

Auch Michèle Blöchliger, die bezüglich ihrer Staatsbürgerschaft gelogen hat?
Nochmals: In den nächsten drei Wochen führt die Findungskommission Gespräche mit allen. Auch das werden wir anschauen. Ich habe diese Episode nur aus der Ferne mitbekommen. Vielleicht war es einfach eine ungeschickte Äusserung vor den Medien.

Aber aus SVP-Sicht ist eine zweite Staatsbürgerschaft ja ohnehin problematisch, oder?
Frau Blöchliger hat ja angekündigt, ihre zweite Staatsbürgerschaft auch formell abzugeben. Das freut mich, denn ich finde, dass man als Bundesrat nur das Schweizer Bürgerrecht haben sollte. Sonst kommen unweigerlich Fragen auf, welchem Land man wirklich dient.

Sollte Frau Blöchliger die Prüfung durch die Findungskommission nicht schaffen: Braucht es dann eine andere Frau auf dem Ticket?
Die Findungskommission heisst Findungskommission und nicht Absegnungskommission. Sollten wir zum Schluss kommen, der Fraktion keinen ausgewogenen und überzeugenden Vorschlag machen zu können, wäre es Teil unserer Aufgabe, auf weitere Personen zuzugehen. Im Moment sehe ich dazu aber keine Notwendigkeit.

Mit der Ankündigung von Hans-Ueli Vogt – ist es das jetzt? Oder werfen auch Sie noch Ihren Hut in den Ring? Sie haben sich bis jetzt ja nicht geäussert.
Was mich betrifft: Seit 2017 darf ich die SVP-Fraktion führen und fühle mich nach zwei einstimmigen Wiederwahlen getragen in diesem Amt. Das ist eine wichtige Aufgabe, die ich auch weiterhin machen will. Das heisst: Ich stehe nicht zur Verfügung. Die Anmeldefrist für die Sektionen endet am Freitag, es würde mich aber überraschen, wenn es noch weitere Kandidaten gäbe.

Was wird es geben: ein Zweier- oder ein Dreierticket?
Das entscheidet die Fraktion am 18. November. Das Dreierticket bei der letzten SVP-Vakanz war speziell, weil wir dem Parlament Vertreter aus drei Landesregionen präsentieren wollten. Das wird diesmal nicht passieren – es ist ein Deutschschweizer Sitz. Aber sicher werden wir diskutieren, wie sich regionale Ausgewogenheit und Geschlechter auf dem Ticket wiederfinden müssen.

Wer ist Ihr Favorit? Als Zuger muss es ja Heinz Tännler sein …
Selbstverständlich würde ich mir wünschen, dass die Zentralschweiz endlich wieder im Bundesrat vertreten ist. Zumal diese Region mit zwei Finanzdirektoren ins Rennen steigt und auf die Schweiz mit dem prognostizierten Milliardendefizit schwierige Zeiten zukommen. Insofern begrüsse ich die Kandidaturen von Heinz Tännler und Michèle Blöchliger.

Die Grünen verzichten auf eine Kampfkandidatur. Sind Sie überrascht?
Nein, alles andere wäre eine grosse Überraschung gewesen! Für uns ist klar: Wir halten uns an die Zauberformel, wonach den grössten drei Parteien zwei Sitze zustehen. Und damit sicher uns. Der Entscheid der Grünen ist nichts als richtig.

Ihr Verweis auf die Zauberformel: Heisst das, dass die SVP 2023 den Grünen einen Sitz auf Kosten der Mitte geben wird, wenn die Grünen erneut stärker sind?
Wir halten uns an die Zauberformel. Wenn die Mitte weiter verliert und die Grünen weiter zulegen, wird man dies prüfen müssen. Aber vielleicht fällt ja auch die SP hinter die Mitte zurück. Warten wir zuerst die Wahlen ab!

Thomas Aeschi

Der Zuger Thomas Aeschi (43) wurde fast einmal selbst Bundesrat – 2015 kandidierte er für die Nachfolge von Eveline Widmer-Schlumpf (66) – gewählt wurde aber Guy Parmelin (62). Der Unternehmensberater sitzt seit 2011 im Nationalrat, seit 2017 ist der Fraktionspräsident der SVP.

Der Zuger Thomas Aeschi (43) wurde fast einmal selbst Bundesrat – 2015 kandidierte er für die Nachfolge von Eveline Widmer-Schlumpf (66) – gewählt wurde aber Guy Parmelin (62). Der Unternehmensberater sitzt seit 2011 im Nationalrat, seit 2017 ist der Fraktionspräsident der SVP.

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