SVP-Bundesrat gewinnt gegen seine Partei
Rösti 1, Martullo 0

Albert Rösti ist der Gewinner des Abstimmungssonntags. Seine Genugtuung dürfte umso grösser sein, als seine Partei erneut Stimmung gegen ihn gemacht hatte.
Publiziert: 09.06.2024 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2024 um 20:12 Uhr
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Albert Rösti hat sich beim Stromgesetz gegen seine Partei durchgesetzt.
Foto: keystone-sda.ch
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Sermîn FakiPolitikchefin

Am 23. März erlitt SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) in Langenthal BE eine bittere Niederlage. Trotz seiner eindringlichen Worte verlor der Energieminister vor seinen eigenen «Froue und Manne»: Die SVP Schweiz sagte mit 242 zu 149 Stimmen deutlich Nein zum Stromgesetz. Jenem Gesetz, das Rösti nicht nur als Bundesrat verantwortet, sondern das er auch als Parlamentarier massgeblich mitgeprägt hatte.

Die Klatsche hat Rösti nicht kaltgelassen. Vertraute sagen, auf dem Heimweg nach der Delegiertenversammlung sei er geknickt gewesen. Denn von der Parteispitze war regelrecht Stimmung gegen ihn gemacht worden. 

«Nein, das stimmt nicht!»
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Seltener Schlagabtausch:«Nein, das stimmt nicht!»

Dettling überliess das Feld Martullo-Blocher

Der neue Parteipräsident Marcel Dettling (43) hatte in der Debatte in Langenthal zwar geschwiegen – doch eine Wortmeldung war gar nicht nötig gewesen. Der Schwyzer Landwirt hatte die Nein-Parole schon Wochen zuvor in unzähligen Interviews und Stellungnahmen vorgebetet: Klimaerwärmung sei doch gar nicht so schlecht für die Bauern, Windräder seien ihm «ein Graus», das alles werde sowieso viel zu teuer. 

Röstis Gegenspielerin Mitte März war Magdalena Martullo-Blocher (54). Solar- und Windkraft ermöglichten keine sichere Stromversorgung, wetterte die Parteivize, dazu müssten viel zu viele Anlagen gebaut werden. Auch später in der SRF-«Arena» stieg Martullo-Blocher, nicht Dettling, gegen Rösti in den Ring.

Hat sich die SVP verrechnet?

Umso grösser muss Röstis Freude zweieinhalb Monate später sein. Mit 68,7 Prozent Ja-Anteil sagen die Schweizerinnen und Schweizer deutlich Ja zum Gesetz. 

Dettling und Martullo haben sich also verrechnet: Bei fast 70 Prozent Zustimmung wird es auch einige SVP-Wähler gegeben haben, die ein überzeugtes Ja in die Urne gelegt haben. Geholfen hat sicher, dass sich alle massgeblichen Energiepolitiker der Partei öffentlichkeitswirksam auf Röstis Seite geschlagen haben.

Der wichtigste von ihnen, der Solothurner Christian Imark (42) hatte die starke Frau in der Partei gar frontal angegriffen: Martullo sei in der Wirtschaftspolitik «besser bewandert» als in der Energiepolitik. «Entsprechend sollte sie ihren Fokus legen.»

Vielleicht ist der Lack ein bisschen angekratzt, mit abgesägten Hosen stehen Martullo und Dettling dennoch nicht da: Aus Parteisicht könnte man sogar sagen, dass die SVP den Fünfer und das Weggli bekommen hat. Jene SVP-Wähler, die mit Rösti Ja gesagt haben, können sich als Sieger freuen. Und die anderen sind sicher, dass mit Martullo und Dettling zwei zentrale SVP-Personen auf ihrer Seite stehen.

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