Die grösste Impfkampagne der Schweizer Geschichte läuft langsam aber sicher an. Zwischen April und Juli sollen 8 Millionen Dosen in die Schweiz geliefert werden und das bislang stockende Impftempo endlich in die Gänge kommen.
Neben den Impfzentren werden auch in den Praxen von Hausärztinnen und Hausärzten die Piks verabreicht. Und ausgerechnet sie, die ihre Patienten am besten kennen, zeigen nun zumindest vereinzelt keine Lust mehr darauf. Wie «20 Minuten» berichtet, gibt es in den Kantonen Thurgau, Zug und Zürich einzelne Praxen, die künftig aussteigen wollen oder gar nicht erst mit dem Impfen anfangen wollen.
Tarif nicht kostendeckend
Die Gründe sind verschieden: Einerseits wird unter anderem der administrative Aufwand genannt. Bei vielen spielen aber auch die Kosten eine Rolle. Dieser Krach schwelt schon länger: Denn der nationale Tarif für die Hausarztpraxen von 24.50 Franken ist laut der Ärzteschaft alles andere als kostendeckend – nötig sei mindestens das Doppelte. Einzelne Kantone, darunter Zürich, zahlen deswegen einen Zustupf.
Die meisten Kantone bleiben allerdings beim nationalen Tarif. Der Ärztinnen- und Ärzteverband FMH fordert daher seine Mitglieder auf, mit den entsprechenden kantonalen Gesundheitsdirektionen nachzuverhandeln, wie SRF berichtet. Und auch aus der nationalen Politik kommt Kritik. «Es ist penibel, dass es die Krankenversicherer nicht fertig bringen, mit den Ärzten einen anständigen Tarif abzumachen», sagt Ruth Humbel (Mitte), Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission zu «20 Minuten».
Neue Verhandlungen gefordert
Auch SP-Nationalrätin Yvonne Feri fordert: «Die Ärztevereinigung muss nochmals in die Verhandlungen einsteigen und ihre Klientel zugunsten höherer Tarife gut vertreten.» Ziel sei natürlich nicht, dass die Hausärzte und Hausärztinnen an der Impfung verdienen – wohl aber, dass sie nicht minus machten.
Trotz allem: Ob deswegen nun die Impfkampagne als Ganzes ins Stocken geraten wird, ist unklar. Die FMH ihrerseits betont, dass der Grossteil der Ärzteschaft weiterhin impfe, weil man sich für die Versorgung der Patienten verantwortlich fühle. Und etwa der Thurgau versichert, dass es sich nur um einzelne abtrünnige Praxen handle: Mengenmässig trügen vor allem die Impfzentren zur raschen Impfung bei und die Bevölkerung könne versorgt werden. (gbl)