«Da arbeite ich quasi gratis»
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Knatsch um Impfkosten:«Da arbeite ich quasi gratis»

Der Impftarif von 25 Franken ist für Hausärzte wie Stefan Langenegger ein Verlustgeschäft
«Da arbeite ich quasi gratis»

Die Pauschale, welche die Hausärzte für die Corona-Impfung erhalten, ist ihnen zu wenig. Denn sie deckt bestenfalls die Fixkosten – nicht aber Arbeitszeit und Zusatzkosten, wie Hausarzt Stefan Langenegger erklärt.
Publiziert: 27.02.2021 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 10:18 Uhr
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Der ersehnte Piks: Das Interesse an der Corona-Impfung ist vielerorts gross.
Foto: imago images/MIS
Gianna Blum

Die Liste der Interessenten für die Corona-Impfung bei Hausarzt Stefan Langenegger (38) in Zürich-Seebach ist lang. «Wir haben allein aus der Risikogruppe rund 1000 Patienten und Patientinnen», sagt er. Alle fünf Minuten rufe einer an, doch zurzeit müssen sie vertröstet werden: Der Nachschub fehlt.

Langenegger hat aber noch andere Probleme. Diese Woche haben sich Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) und Versicherer auf eine Pauschale für die Impfung geeinigt, die der Bundesrat noch genehmigen muss. Bei den Hausärzten sind es 24.50 Franken pro Piks – was, wie Langenegger sagt, bei weitem nicht kostendeckend ist.

Kein Lohn und Zusatzkosten

Langenegger rechnet vor: Schon allein die Fixkosten wie für Miete und Personal belaufen sich in seiner Praxis auf etwa 500 Franken pro Halbtag. Geteilt durch 20 Impfungen sind das rund 25 Franken pro Dosis. Passt doch? «Nein», so Langenegger, «da arbeite ich quasi gratis – und zahle teilweise auch noch drauf.» Administration, Beratung und Abklärung der Patienten, aber auch allfällige Behandlung und Meldung von Nebenwirkungen: Für alles zusammen reiche die Pauschale bei weitem nicht.

Damit die Impfung kostendeckend sei, brauche es mindestens 50 Franken pro Dosis – und auch damit schaue noch kein Gewinn heraus, sagt Langenegger. Bisher habe er etwa 100 Personen zwei Mal geimpft und damit etwa eine halbe Woche ohne Lohn gearbeitet. Vergleichbar mit anderen Impfungen – etwa gegen Zecken oder Grippe – sei die Covid-Impfung vom Aufwand her nicht.

Dazu kommt laut Langenegger noch ein zweites Problem. «Während eines Halbtags impfen kann ich keine anderen Patienten empfangen und keinen Umsatz erzielen», sagt er. Denn jeder Geimpfte muss noch eine Viertelstunde beobachtet werden. Einfach das Wartezimmer zu füllen, geht nicht – schliesslich gelten Abstandsregeln. Und: Eine einmal angebrochene Packung Moderna-Impfstoff muss schnell verbraucht werden.

Rechnung ohne Ärzte gemacht

Der Tarifentscheid hat beim Hausärzteverband MFE und dem Verband der Ärzte (FMH) für heftige Kritik gesorgt. Sie monieren, dass sie zwar Vorschläge einbringen, bei den Verhandlungen aber nicht mit am Tisch sitzen konnten. Die GDK ihrerseits nennt die Diskussionen mit den beiden Verbänden «konstruktiv». «Die vorgeschlagene Pauschale ist nun ein Kompromiss unter den Vertragspartnern der Krankenversicherer und Kantone», sagt die stellvertretende Generalsekretärin Kathrin Huber.

Diverse Ärztevereinigungen hoffen nun, bei ihren jeweiligen Kantonen noch etwas mehr Unterstützung herauszuholen – bei der GDK kein Thema. Die Kantone übernähmen bereits den Selbstbehalt der Patienten und die Kosten für die Logistik, so Huber. «Aus Sicht der GDK besteht damit kein weiterer Finanzierungsbedarf seitens der Kantone.»

Trotz dem Aufschrei der Hausärzte wegen der zu tiefen Pauschalen: Hausarzt Langenegger wird weiterhin Impfungen anbieten, seine Patienten warteten darauf. «Aber es stört mich, dass auf dem Buckel der Hausärzte die Pandemie günstig bekämpft werden soll.» Schliesslich sehe das Epidemiengesetz vor, dass Bund, Kantone und Krankenversicherer die Impfkosten übernehmen sollen. Und nicht, dass die Gratis-Impfung fürs Volk vom Goodwill der Hausärzte abhänge.

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