«Stau oder stockender Verkehr auf folgenden Strecken»: Wenn Michael Töngi (56) am Morgen das Radio einschaltet, nervt er sich. Dass in den SRG-Radios im Halbstundentakt die Verkehrsmeldungen durchgegeben werden, findet der Grünen-Nationalrat aus dem Kanton Luzern unverständlich. Und das nicht nur, weil er selbst kein Auto besitzt.
«Die Staumeldungen im Radio sind überflüssig geworden, heute, wo sich jede Autofahrerin und jeder Autofahrer selbst über Apps oder das Navi informieren kann», so Töngis Meinung. Und weil Wahlkampf ist, macht er seinem Ärger nicht einfach auf Social Media Luft, wie das Politiker sonst so oft tun, wenn sie sich über etwas aufregen. Sondern er wird politisch aktiv.
Einige Sender haben Staumeldungen schon abgeschafft
«Stopp der Staupropaganda» lautet der Titel des Vorstosses, den Töngi im Parlament eingereicht hat – unterzeichnet ist er von weiteren Fraktionsmitgliedern der Grünen. Darin fordern die Vertreter der Öko-Partei die Abschaffung der Verkehrsmeldungen auf SRF 1, SRF 3 und den anderen SRG-Sendern.
Töngi verweist im Vorstoss auf den öffentlich-rechtlichen Sender Deutschlandfunk, der schon vor drei Jahren Schluss mit den Staumeldungen machte. «Der Nutzwert bundesweiter Verkehrsmeldungen im Radio hat in Zeiten von Navigationsgeräten mit Echtzeit-Informationen über das Verkehrsgeschehen deutlich abgenommen», begründete der Programmdirektor damals den Entscheid. Auch SRF Virus, das sich an ein junges Publikum richtet, verzichtet seit einiger Zeit darauf, am Radio Staus durchzugeben.
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«Das ist kein Service public!»
Für grossen Deutschschweizer Sender SRF 1 und SRF 3 kommt das aber nicht infrage. «Stau- und Gefahrenmeldungen sowie Informationen zu Falschfahrern gehören zum Grundversorgungsauftrag eines Service-Public-Unternehmens», findet SRF. Man erachte das Bedürfnis in der Hörerschaft danach «nach wie vor als sehr hoch», so Sprecherin Nadine Gliesche auf Nachfrage. Befragungen würden zeigen, dass Verkehrsmeldungen am Radio zu den relevantesten Einschaltgründen gehörten. Zudem würden auch Störungen im Bahnverkehr durchgegeben.
Die Grünen sind anderer Meinung als das öffentlich-rechtliche Medienhaus. «Das ist kein Service public!», so Töngi. Er widerspricht der Ansicht von SRF, dass Meldungen über verstopfte Strassen zudem auch den einen oder anderen Autofahrer dazu bewegen könnten, den Zug statt das Auto zu nehmen. Vielmehr bekomme man so den Eindruck, dass ein Autobahnausbau dringend nötig sei, findet Töngi – was er als Grüner naturgemäss anders sieht.