Skifahren geht ins Geld – ausser man ist Walliser Politiker. Die Wintersportgebiete des Bergkantons vergeben stark vergünstigte oder sogar kostenlose Skipässe an ihre Regierungsmitglieder, Bundesparlamentarier aus dem Kanton und an Walliser Gemeinderäte. Der bekannteste Korruptionsexperte der Schweiz, Rechtsprofessor Mark Pieth (69), glaubt nicht, dass das rechtlich vertretbar ist.
Im Gegenteil: Das sei «sehr wahrscheinlich» strafrechtlich relevant. Seit dem Fall des Genfer Staatsrats Pierre Maudet (44), der sich laut Gericht mit einer geschenkten Luxusreise nach Abu Dhabi einen «nicht gebührenden» Vorteil verschafft habe, sollten Mitglieder einer Kantonsregierung vorsichtiger sein.
Zwei Parlamentarier
Publik gemacht hatte die Skiabos für Politiker das Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). Danach berichtete die «NZZ» darüber. Sie betont jedoch, dass längst nicht alle Politiker, die das Geschenk erhalten könnten, dieses auch in Anspruch nähmen. So habe die Mehrheit der National- und Ständeräte die Problematik wohl erkannt, fünf von sieben Parlamentarier verzichten auf das Ski-Generalabonnement. Benjamin Roduit (Mitte) und Jean-Luc Addor (SVP) nehmen solche Abos gemäss dem RTS-Bericht aber an.
Bekannte Skidestinationen wie Verbier, Portes du Soleil, Nax und Nendaz/Veysonnaz schenken Exekutivmitgliedern dieser Walliser Gemeinden eine Ski-Saisonkarte. Je nach Gebiet und Zeitpunkt des Kaufs kostet ein solches Abo bis zu 1000 Franken.
Regierungsmehrheit nimmt an
Damit nicht genug. Walliser Bundesparlamentarier sowie die fünf Mitglieder der Kantonsregierung bekommen von Walliser Bergbahnen für bloss 100 Franken den «Snowpass Limited». Dieser kostet normalerweise 1570 Franken. Der «Snowpass Limited» berechtigt zur freien Fahrt auf sämtlichen Skipisten des Kantons. Einzig Zermatt und 4 Vallées lassen die Besitzer dieses Skipasses nur vier Tage lang auf die Piste.
Neben fünf Parlamentariern winken auch zwei Walliser Staatsräte beim Skiabo ab: Weder Franz Ruppen (51, SVP) noch Mathias Reynard (35, SP) machen davon Gebrauch. Hingegen sollen Frédéric Favre (43, FDP), Roberto Schmidt (60, Mitte) und Christophe Darbellay (51, Mitte) das Angebot nutzen. Darbellay hatte den stark vergünstigten Skipass im Radio gar verteidigt. Das Angebot sei keinesfalls ein Beeinflussungsversuch. «Wir handeln völlig unabhängig», macht er klar. Als Beweis hierfür führt er den Gesamtarbeitsvertrag ins Feld, den die Kantonsregierung gegen den Willen der Bergbahnen durchgesetzt habe. (pt)