Die Suche nach dem grossen Geld stürzte einen 52-jährigen Oberwalliser ins Verderben. Er hatte Schulden. Hohe Schulden. Über eine Million Franken seien es im vergangenen Jahr gewesen, wie aus dem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Oberwallis hervorgeht.
Mit Bankkrediten konnte der Handwerker nicht rechnen. Zu schlecht präsentiert sich seine finanzielle Lage. Das Ziel, seinen Landwirtschaftsbetrieb eines Tags schuldenfrei zu übergeben, rückte in weite Ferne, schreibt der «Walliser Bote».
Dubioses Inserat auf Facebook entdeckt
Dabei hatte er 2020 gleich mehrfach geglaubt, der Schuldenfalle zu entkommen. Auf Facebook entdeckte er Anfang Jahr ein Inserat, auf dem ausländische Kleinkredite angepriesen wurden. Nach einer Kontaktaufnahme meldete sich eine Frau bei ihm. Sie machte ihm klar: Wer Geld will, muss zuerst Geld einzahlen. Für Steuern, Zertifikate und andere Formalitäten.
Zuerst machte der Oberwalliser noch mit, in Hoffnung, schnell an viel Geld zu kommen. Doch irgendwann platze ihm der Kragen. Er weigerte sich, weitere Vorabzahlungen zu leisten. Der Deal scheiterte. Das Geld war verloren. Doch einige Monate später keimte neue Hoffnung auf.
Geldwäscherei-Vorwurf nicht ernst genommen
Ein Mann trat an den Handwerker heran. Wieder wurden ihm Kredite versprochen, wieder musste er Vorabzahlungen tätigen. Dazu sollte er diverse Bankkontos eröffnen und die Zugangsdaten preisgeben. Damit könne man die Banken täuschen, wie der Unbekannte ihm erklärte. Über diese Kontos würde er sein «Geld rollen» lassen, damit die Banken glauben, er sei wohlhabend. Dann würden sie ihm den beantragten Kredit gewähren. Den versprochenen Kredit sah der Oberwalliser nie. Dafür war er Teil krimineller Machenschaften geworden.
125'000 Franken waren zwischenzeitlich auf den Kontos des Schweizers gelandet. Alles vermutlich von den unbekannten Tätern ergaunert, die den Zugang zu den Konten hatten. Eine Oberwalliser Raiffeisen-Filiale machten die Transaktionen stutzig. Im Juli 2021 kam es zu einem Gespräch mit dem Kunden. Der Handwerker wurde mit dem Vorwurf der Geldwäscherei konfrontiert. Was danach geschah? Nichts. Die Konten blieben vorerst geöffnet, die Polizei wurde nicht informiert.
Mehrere 10'000 Franken sind weg
Nach den ersten Verdächtigungen zog sich die Schlinge um die Gauner zu. Damit sie nicht leicht zurückzuverfolgen wären, hatten sie einige Transaktionen von Konten aus getätigt, die nicht ihnen gehörten. Durch den Kredit-Trick überzeugten sie weitere Menschen, Kontos zu eröffnen und ihnen die Zugangsdaten zu schicken. So blieben sie unerkannt. Am Pranger steht vorerst nur der Oberwalliser.
Letztlich schöpfte er selbst den Verdacht, dass seine Konten missbraucht werden, wie aus dem Strafbefehl hervorgeht. Obwohl er unwissentlich Geldwäscherei betrieb, wurde er schuldig gesprochen. Denn: Unwissenheit schütze vor Strafe nicht.
Gemäss der Polizei seien drei der fünf eingerichteten Bankkonten für kriminelle Machenschaften missbraucht worden. Er wird zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je 30 Franken verdonnert. Zudem tritt eine Bewährungszeit von zwei Jahren in Kraft. Auch die Verfahrenskosten (1500 Franken) und eine Busse (800 Franken) muss er selbst berappen. Er hat den Strafbefehl akzeptiert.
Der Schuldenberg wächst damit weiter an. Zu allem Übel haben ihn die Kriminellen nicht nur als Geld-Verteilungsmaschine missbraucht, sondern ihm insgesamt auch noch 40'000 Franken abgeknöpft. Sie parkierten nicht nur ihr schwarzes Geld darauf – sie bedienten sich auch gleich bei den Ersparnissen des Wallisers.