Die Anzahl der Menschen in Schweizer Städten, die neu Sozialhilfe beziehen, ist trotz der Corona-Pandemie 2021 um sieben Prozent gesunken. Dies im Vergleich zum Durchschnitt der letzten drei Jahre. Die Gesamtzahl der Fälle blieb laut einem am Dienstag publizierten Bericht der Städteinitiative Sozialpolitik stabil.
In den 14 untersuchten Städten lebt rund ein Viertel aller Sozialhilfebeziehenden der Schweiz, wie die Städteinitiative Sozialpolitik mitteilte. Ihre Auswertung in Zusammenarbeit mit der Berner Gesundheitsfachhochschule basiere auf der Sozialhilfestatistik des Bundesamts für Statistik.
Basel mit starkem Rückgang
Die Sozialhilfequote, also das Verhältnis der Anzahl Sozialhilfebeziehenden zur Gesamtbevölkerung, sei in 11 der 14 untersuchten Städte stabil geblieben oder gesunken. Die Unterstützungsleistungen des Bundes und die rasche Erholung des Arbeitsmarktes hätten dazu geführt, dass sie nicht anstieg.
Besonders in Basel sei die Anzahl Sozialhilfebeziehender im Vergleich zu 2020 gesunken – um rund sechs Prozent. Lausanne VD, Luzern, Schaffhausen und Schlieren ZH hätten dagegen eine «mittlere bis starke Zunahme» verzeichnet. Oben aus schwang Lausanne mit einer Zunahme um gut sieben Prozent. Die Zahl sei aus Gründen eines neuen Erhebungssystems aber mit Vorsicht zu interpretieren.
Bildung wichtig
Die Städteinitiative Sozialpolitik will Sozialhilfebeziehenden den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern. Ein Mittel dazu sei die Bildung. «Menschen ohne Ausbildung ist ein anerkannter Abschluss zu ermöglichen», wird Nicolas Galladé, Präsident der Städteinitiative Sozialpolitik und Stadtrat von Winterthur ZH, in der Mitteilung zitiert. Auch die befragten Städte haben gemäss dem Bericht auf einen Investitionsbedarf verwiesen.
Zwar werden etwa Sprachkurse laut Mitteilung häufig ermöglicht. Auch die Berufsbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsen habe Priorität. Aber von den erwachsenen Personen, die Sozialhilfe beziehen, verfügten mehr als die Hälfte über keine abgeschlossene Berufsausbildung.
Die Hürden für eine Berufsbildung will die Städteinitiative Sozialpolitik abbauen. Beispielsweise gebe es ausländerrechtliche Hindernisse. So drohe ein Verlust des Aufenthaltsrechts bei längerem Sozialhilfebezug infolge einer Ausbildung.
Teuerung als Problem
Offen ist zudem, ob die Sozialhilfe-Zahlen auch dieses Jahr stabil bleiben. Denn die Teuerung hat an Fahrt gewonnen, dazu kommen stark gestiegene Energiepreise. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten schlägt die Caritas Alarm. Bund und Kantone müssten schnell Direkthilfen für Armutsbetroffene bereitstellen. (SDA/rus)