SP-Schwergewicht Roberto Zanetti nimmt den Hut
«Ich habe null Pläne»

Nach 13 Jahren Ständerat und 50 Jahren SP gab Roberto Zanetti seinen Abgang bekannt. Der Solothurner wird 2023 nicht mehr zur Wahl antreten. Mit 67 Jahren spüre er, dass er mehr Erholung brauche.
Publiziert: 21.10.2022 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 13:17 Uhr
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Am Donnerstag hat Ständerat Roberto Zanetti seinen Rücktritt angekündigt. Er tritt 2023 nicht mehr zur Wahl an.
Foto: keystone-sda.ch

Die alte Garde der Genossen tritt ab. Nach Paul Rechsteiner (70) und Hans Stöckli (70) nimmt mit Roberto Zanetti (67) nun das dritte SP-Urgestein den Hut. Er wird 2023 nicht mehr für den Solothurner Sitz antreten, wie der Ständerat am Donnerstagabend bekannt gab. 13 Jahre hat er seinen Kanton in der kleinen Kammer vertreten.

Zu seinen Ehren gestaltete die SP Solothurn ihren Parteitag in ein Jubiläumsfest um. Denn: Am Donnerstag war das 50-Jahre Jubiläum seiner SP-Mitgliedschaft. Das finde er «passend» und «emotional stimmig» für seinen Abgang, meint er im Interview mit der «Solothurner Zeitung». Zudem: Ein Jahr vor den Wahlen sei ein guter Zeitpunkt.

Oft bis in die Nacht hinein gearbeitet

Zanetti begründet seinen Rückzug aus der Politik mit dem Alter – er wird bald 68. «Ich habe mich gefragt, ob ich in fünf Jahren noch so fit bin wie heute», so Zanetti. Denn er findet: Als Ständerat sollte man die ganze Legislatur bleiben.

Er spüre bereits jetzt, dass er mehr Erholung benötige: «In Bern geschieht sehr viel kurzfristig, man arbeitet oft in der Nacht und nach Sessionen ist man ausgepowert – das gilt übrigens auch für deutlich jüngere Ratsmitglieder.»

Null Pläne für die Zukunft

Nach der Politik habe er «null Pläne». Ihm sei nicht langweilig, wenn es langweilig ist. «Eine leere Agenda, und Zeit zu haben, ist ein tolles Gefühl.» Er wolle sich auch nicht als «Klugscheisser» aufdrängen. Es gebe nichts Unbedeutenderes als ehemalige Politiker.

Im Ständerat beklagt er die Veränderung der Debattenkultur: «Man gleicht sich immer mehr dem Nationalrat an». Es würden immer mehr Vorstösse eingereicht, um Aufmerksamkeit zu erhaschen und Indiskretionen aus den Kommissionen hätten zugenommen.

Zanetti war vor seiner Zeit im Stöckli Regierungsrat und vorher Gemeindepräsident – eine Schweizer Polit-Karriere wie aus dem Bilderbuch. An die Gemeindearbeit erinnert er sich nostalgisch: «Der Gemeindepräsident ist für alles verantwortlich, von der langfristigen strategischen Planung bis hin zum Robidog-Standort.» Die Gemeindeversammlung sei das Stahlbad der Demokratie.

SP muss um Sitz bangen

Mit seinem Rücktritt muss die SP um den Solothurner Sitz im Ständerat zittern. Er wage da keine Prognosen, meint Zanetti. Für die Genossen dürfte Nationalrätin Franziska Roth (56) in den Ring steigen.

Mit Erziehungsdirektor Remo Ankli (49) hat die FDP aber einen Kandidaten, der Roth schlagen könnte. Er wurde bei den Regierungsratswahlen in Solothurn mit dem besten Resultat gewählt. Zanetti beteuert: Es sei noch alles offen. (tom)

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