«Viele Leute würden heute gerne klimaneutral reisen. Doch wenn sie für eine Zugreise in Europa mehrmals umsteigen müssen, nehmen sie am Schluss dann doch den Flieger.» So äussert sich der SP-Nationalrat Matthias Aebischer (55). Darum fordert er nun den Bundesrat auf, dieser solle mit Frankreich und Grossbritannien prüfen, wie eine direkte Tages-Zugsverbindung Basel-London geschaffen werden kann.
«Da die Reisezeit nur fünfeinhalb Stunden betragen würde und die Züge in London direkt ins Zentrum fahren können, wäre eine solche Verbindung äusserst attraktiv und mit den bestehenden Flugverbindungen konkurrenzfähig, begründet der Berner sein Anliegen. Denn heute müssen Schweizer Zugreisende spätestens in Paris den Zug wechseln und umsteigen.
«Verbindung hat grosses Potenzial»
Eine Stärkung des Schienenverkehrs im internationalen Verkehr sei ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, sagt Aebischer. «Eine Stärkung der Schiene kann aber nur erreicht werden, wenn es attraktive Zugverbindungen gibt.» Von Paris, Brüssel und Amsterdam aus, könne man schon heute direkt nach London reisen. «Mit einem kleinen Anschub von der Schweiz, wäre das problemlos auch von Basel aus möglich», sagt er. Unterzeichnet hat den Vorstoss auch die Baselbieter Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (59).
Ueli Stückelberger (53), Direktor Verband öffentlicher Verkehr, findet den Vorstoss unterstützenswert: «Eine direkte Zugverbindung Basel – London hat meiner Meinung nach ein grosses Potenzial.» Das Potenzial an Reisenden, die klimabewusst unterwegs sein wollen, nehme zu.
Es braucht Sicherheitskontrollen
Da Grossbritannien aus der EU ausgetreten ist und nur eingeschränkt am Schengener Abkommen teilnimmt, müssen Einreisende – wie am Flughafen – vor dem Einsteigen Sicherheits- und Passkontrollen über sich ergehen lassen. Die Schweiz müsste daher beim Bahnhof SBB eine Sicherheitskontrolle erstellen, sagt Stückelberger zu Blick. «Dies ist aber kein unüberwindbares bauliches Hindernis, hat man doch auch in Paris eine solche Sicherheitskontrolle erstellen können.»
Grundsätzlich unterstützt der Bundesrat die Förderung des internationalen Personenverkehrs auf der Schiene, insbesondere von Nachtzügen als Ersatz für Kurzstreckenflüge. Im Rahmen des CO2-Gesetzes, das zurzeit im Parlament ist, schlägt er vor, dass Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs für die Bereitstellung neuer Angebote im grenzüberschreitenden Personenverkehr auf der Schiene befristet bis Ende 2030 Finanzhilfen im Umfang von 30 Millionen Franken gewährt werden. Diese sollen durch eine Zweckbindung von Versteigerungserlösen von Emissionsrechten für Luftfahrzeuge finanziert werden.
SBB lässt sich nicht in Karten schauen
Letztlich werden es aber die Bahnunternehmen sein, die entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen auf einer Strecke ein Angebot bereit gestellt werden soll oder nicht.
Bei den SBB heisst es auf Anfrage, der politische Anstand gebietet es dem Unternehmen, dem Bundesrat nicht vorzugreifen. Man könne daher nicht sagen, ob man eine solche Strecke prüfe oder gar befürworte. Auch wie viele Tickets bereits heute für die Strecke Schweiz-London verkauft würden, erhebe man nicht.