So wollen Bund und Kantone die Hilfe umsetzen
8500 Ukraine-Flüchtlinge registriert

8500 ukrainische Frauen und Kinder sind in der Schweiz bereits als Kriegsflüchtlinge registriert. Die vielen Flüchtlinge stellen Bund und Kantone vor grosse Herausforderungen.
Publiziert: 17.03.2022 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2022 um 15:57 Uhr
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Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainer flüchten vor dem Krieg.
Foto: IMAGO


Die Schweiz wurde überrascht: Am Sonntag war das Bundesasylzentrum in Zürich überfordert von der schieren Masse der Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich als Schutzbedürftige registrieren lassen wollen. Es bildeten sich lange Schlangen. Am Dienstag waren gar alle sechs Registrierungszentren am Anschlag.

Kein Wunder: Bis jetzt sind rund 8500 Ukrainerinnen und Ukrainer als Schutzsuchende registriert worden – ein Effort, der seinesgleichen sucht. Dies verdeutlichte Christoph Curchod, Chef des Bereichs Migrationanalysen beim Staatssekretariat für Migration (SEM): 2015 seien europaweit 1,5 Millionen Flüchtlinge nach Europa gekommen – «in einem ganzen Jahr». Nun seien in drei Wochen drei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer geflohen. «Das sind völlig neue Dimensionen», so Curchod.

Gesuch per E-Mail einreichen

Dass die Schweiz etwas überfahren wurde, ist verständlich. Inzwischen hat das SEM seine Kapazitäten aufgestockt: Aktuell können mehr als 1000 Personen pro Tag registriert werden – und dies sieben Tage pro Woche, sagt David Keller, Leiter des Asylkrisenstabs.

Zudem versuche man, eine Staffelung der Flüchtlinge zu erreichen: So können Schutzsuchende mittels eines Formulars ein Gesuch um Verleihung des Schutzstatus einreichen und erhalten anschliessend vom SEM einen Terminvorschlag für die Registrierung in einem Bundesasylzentrum. Das Formular ist seit dem Mittwochabend online, seitdem hätten über 1000 Personen davon Gebrauch gemacht. Das SEM arbeitet zudem an einem Online-Tool, das es erlaubt, das Formular direkt auf dem Handy auszufüllen und einzureichen. Das werde aber noch ein paar Wochen dauern.

«Wir brauchen Grossunterkünfte»

Wie Krisenstabs-Chef Keller sagt, warten schon die nächsten Herausforderungen. «Und ich bin nicht sicher, wie gut wir die meistern werden», sagt er. «Aber wir geben unser Bestes.» Sorgen bereitet ihm die Unterbringung. Sollte die Zahl der ankommenden Flüchtlingen weiterhin so hoch bleiben, brauche es mehr Plätze – und Wohnungen oder Privatzimmer würden in einem ersten Schritt nur wenig helfen. «Es kommen Busse mit 200 Leuten. Wir brauchen Grossunterkünfte», so Keller.

Aktuell stünden in der Schweiz gegen 9000 Plätze zur Verfügung. So biete das Verteidigungsdepartement vorübergehend 1800 Plätze in den Kasernen Bülach ZH und Bure JU an. In einigen Tagen würden rund 300 Unterbringungsplätze im Truppenlager auf dem Glaubenberg OW dazukommen. Dasselbe tun die Kantone: In den letzten Wochen haben sie mehrere Tausend zusätzliche Plätze gesucht und teils schon in Betrieb genommen, wie Gaby Szöllösy von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektoren sagte.

«Dann wird es kritisch»

Wie sich die Situation in den kommenden Tagen und Wochen entwickeln werde, sei völlig unklar. Der Bund geht davon aus, dass auch weiterhin 500 bis 1000 Flüchtende pro Tag in der Schweiz ankommen würden.

«Noch haben wir die Lage im Griff», sagte Krisenstab-Chef Keller. «Wenn jetzt aber 2000 oder 3000 Ukrainer aus Polen oder Rumänien kommen, wird es kritisch.» Und das könne durchaus passieren, wie Curchod nachschob. Pro Tag würden derzeit etwa 100'000 Ukrainerinnen und Ukrainer das Land verlassen. Und die Nachbarländer wie Moldawien und Rumänien seien zunehmend überlastet. «Da braucht sich allenfalls etwas zusammen», so Curchod. (sf)MK Bund Kantone Flüchtlinge 17.3.


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