Die Vorbereitung auf einen möglichen Energiemangel im Winter hat sich gelohnt, und die Vorsorgeplanung soll für kommende Winter weiterentwickelt werden. Das ist der Tenor eines Treffens der Winter-Energiespar-Initiative. Zum Energie sparen soll erneut aufgerufen werden.
Am Treffen am Donnerstag in Bern nahmen Energieminister Albert Rösti (55) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (63) teil. Vertreten waren auch Kantone, Städte und Gemeinden, Wirtschaftsverbände und die Energiebranche. «Nach dem Winter ist vor dem Winter», lautete das Fazit an einer Medienkonferenz im Anschluss.
Stromspar-Ziel verpasst
Nach Angaben des Bundesamtes für Energie (BFE) wurden in der Schweiz zwischen Oktober 2022 und März 2023 über 5800 Gigawattstunden Gas gespart. Das ist in etwa das Vierfache des jährlichen Gasverbrauchs des Kantons Basel-Stadt. Die freiwillige Gas-Einsparung von 15 Prozent sei damit übertroffen worden, schrieb das BFE.
In den sechs Monaten wurden zudem rund 1250 Gigawattstunden (GWh) Strom gespart. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch des Kantons Basel-Stadt. Allerdings wurde weniger Strom gespart als geplant; vom gesetzten Sparziel wurden rund 40 Prozent erreicht.
Dass die Schweiz in Sachen Energieversorgung glimpflich davongekommen ist, liegt an hohen Energiepreisen und am warmen Winter. «Er war einer der mildsten seit der Erhebung von Meteodaten», sagte Rösti. Die bereitgestellten Reserven stünden für den nächsten Winter zur Verfügung, und der werde nicht einfacher. «Wir müssen auch im nächsten Winter mit Engpässen rechnen», so Rösti.
«Es gilt, in Bereitschaft zu bleiben»
Im schneearmen Winter werde es weniger Schmelzwasser für Speicherseen geben, und eine Trockenperiode im Sommer sei nicht ausgeschlossen. In Deutschland seien die letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet worden. In Frankreich dauerten die technischen Probleme im Kernkraftwerk-Park an. «Es gilt, in Bereitschaft zu bleiben.»
Die nächste Energiespar-Kampagne will Rösti am Preis aufhängen, wie er ausführte. Es solle dargelegt werden, dass in diesem Sinn einen Nutzen habe, wer Energie spare. Ausserdem habe der letzte Winter gezeigt, dass Energiesparen ohne Komfortverlust möglich sei. Konzipiert sei die Kampagne aber noch nicht, sagte er.
Etwa 60 Prozent der rund 800 Betreiber von Zweistoffanlagen folgten der Empfehlung des Bundesrates, von Gas auf Heizöl umzuschalten, und das trug zum Erreichen des gesetzten Sparziels bei. Zudem habe die EU eine Flüssiggas-Infrastruktur ausgebaut, um russisches Gas zu kompensieren, führte Parmelin aus.
Unternehmen sollen Heizöl kaufen
Aber auch beim Gas bleibe Sparen angesagt. Die Schweiz habe weder eigenes Gas noch Speicherkapazitäten und wolle auch im nächsten Winter eine Speicherreserve anlegen lassen. Unternehmen rief der Parmelin auf, sich mit Heizöl als Ersatz für Gas einzudecken.
Swissmem-Präsident Martin Hirzel wand der Wirtschaft ein Kränzchen. Die Unternehmen hätten sich anpassungsfähig gezeigt, etwa beim Betrieb, mit Investitionen in Energieeffizienz und dem Umstellen von Zweistoff-Anlagen auf Öl. Die Tech-Industrie habe durchschnittlich zehn Prozent Strom und Gas eingespart, sagte er.
Unabdingbar für eine hohe Versorgungssicherheit sei der Ausbau der inländischen Stromproduktion, in einem technologieoffenen Umfeld, wie Hirzel anfügte. Ebenso nötig sei ein Stromabkommen mit Europa.
Ohne Ausbau der hiesigen Stromproduktion und der Netze, massiv mehr Energieeffizienz und enger Zusammenarbeit mit Europa werde jeder Winter zum Spiessrutenlauf, sagte Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. Er plädierte für eine rasche Verabschiedung des Strom-Mantelerlasses, den das Parlament zurzeit berät. (SDA)