Bei der SVP Aargau brodelt es gehörig. Die SVP-Spitze unter der Führung von Andreas Glarner (60) verliert nach der Geschäftsleitungssitzung im Mai gleich mehrere Mitglieder – darunter Glarners treue Vizepräsidentin Michelle Rütti (38), wie die «Aargauer Zeitung» am Montag schreibt.
Kurz vor den eidgenössischen Wahlen im Herbst muss die SVP im Aargau also gleich zwei neue Geschäftsleitungsmitglieder finden. Dies, nachdem erst im März der langjährige Parteisekretär Pascal Furer zurückgetreten war.
Verhängnisvolle Flirts mit der Konkurrenz
Eigentlich ging es an der Geschäftsleitungssitzung gar nicht um die Rolle von Michelle Rütti. Das Präsidium diskutierte die Doppelrolle von Renato-Raffaele Hübscher. Dieser engagiert sich nebenher auch im Komitee vom FDP-Nationalratskandidat Adrian Schoop (37). In einem Wahljahr ein No-Go, findet ein Grossteil der Geschäftsleitung!
Doch nicht alle teilen diese Ansicht. Vizepräsidentin Michelle Rütti unterstützte das Engagement Hübschers bei der Konkurrenz – und gab beiläufig zu, ebenfalls im Komitee von Schoop zu sitzen. Einige ihrer Präsidiumskollegen reagierten entsetzt und stellten Rütti ein Ultimatum: entweder SVP-Vizepräsidentin oder Komitee für Konkurrent Schoop.
Rütti entschied sich gegen die SVP und trat am darauffolgenden Tag aus dem Präsidium aus. Auf Anfrage der «Aargauer Zeitung» wollte Rütti den Rücktritt aus der Geschäftsleitung «weder bestätigen noch dementieren».
Glarner verliert immer mehr Verbündete
Anders Andreas Glarner, er bestätigte den Rücktritt seiner getreuen Vizepräsidentin. «Ich bedaure das», sagt er. Für ihn persönlich war Rüttis Doppelrolle angeblich kein Problem. Dies überrascht wenig, denn ihr Abgang ist auch ein Rückschlag für Glarner, der bis anhin stets auf die uneingeschränkte Unterstützung Rüttis zählen konnte.
Glarners Rückhalt in der Parteispitze wird immer kleiner. Auch Nationalrätin Martina Bircher (39) gab erst vor kurzem ihr Ausscheiden aus der Aargauer Parteispitze bekannt – aus Zeitgründen. Weiter soll auch die im März gewählte Parteisekretärin Barbara Borer nicht Glarners Wunschkandidatin gewesen sein.
Auch Renato-Raffaele Hübscher entschied sich gegen sein Amt in der SVP und gibt seine Rolle im Wahlleitungsteam zugunsten des Schoop-Komitees auf. Somit muss Glarner nun kurz vor den Wahlen im Herbst nebst den zwei Geschäftsleitungsmitgliedern eine dritte wichtige Stelle neu besetzen. (shq)