SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) hat sich nicht beeindrucken lassen. Am Mittwoch hat die Regierung auf Vorschlag des Medienministers eine Senkung der Serafe-Gebühr von 335 auf 300 Franken beschlossen. Und das, obwohl sich die parlamentarischen Kommissionen dagegen ausgesprochen und zuerst eine Auslegeordnung gefordert hatten. Und die SRG vorsorglich ein Horrorszenario an die Wand gemalt hatte.
Doch wie viel Geld hat die SRG eigentlich zur Verfügung? Wie gibt sie es aus? Und wie viel wird ihr mit Röstis Gebührensenkung fehlen?
So prall ist die SRG-Kasse
1,54 Milliarden Franken nimmt die SRG pro Jahr nach eigenen Angaben ein. Aus der Serafe-Gebühr stammen 82 Prozent, das sind 1,26 Milliarden Franken. Der Betrag steigt wegen des Bevölkerungszuwachses übrigens stetig an. 2023 gab es 34 Millionen Gebührengelder mehr. 13 Prozent (210 Millionen) kommen durch Werbung, Sponsoring und andere kommerzielle Erträge zusammen. Die restlichen 5 Prozent stammen aus Bundesbeiträgen, Mieteinnahmen und anderem. Fast alles davon gibt sie wieder aus: 2023 blieben 37,2 Millionen Franken übrig.
So verteilten sich die Kosten: 41 Prozent gibt die SRG für die Information aus, 22 Prozent für Unterhaltung und Film, 18 Prozent für Kultur, Gesellschaft und Bildung, 12 Prozent für Sport und 7 Prozent für Musik und Jugend.
Hier sendet die SRG überall
Die SRG produziert insgesamt 17 Radio- und 7 Fernsehprogramme in vier Sprachregionen sowie verschiedene Onlineangebote für das In- und Ausland. Dabei fliesst der grösste Teil des Budgets – 602 Millionen – in Informationsangebote. Der Bund verlangt in seiner Konzession, dass mindestens die Hälfte Information sein muss. Um die Vorgabe zu erreichen, muss die SRG aber auch die Berichterstattung von nationalen und internationalen Sportanlässen zu Information zählen.
Davor warnt die SRG
Voraussichtlich um 8,3 Prozent würde das SRG-Budget durch die Serafe-Reduktion auf 300 Franken sinken. 2029 werde die SRG laut Rösti rund 120 Millionen Franken weniger aus der Abgabe erhalten. Die SRG warnte bereits davor, dass sie unter dem Strich rund 240 Millionen Franken einbüssen würde und 900 Stellen abbauen muss. Da etwa die Hälfte des Budgets die Personalkosten betrifft, wären dort etwa 120 Millionen einzusparen.
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Wo die Stellen abgebaut würden, kann oder will die SRG noch nicht verraten. Betroffen wären aber alle Regionen, alle Unternehmenseinheiten und Tochtergesellschaften, betont Leutschenbach. Das kann auch als Warnung an Politik und Bevölkerung verstanden werden: Es kann jeden treffen. Und die SRG malt noch schwärzer: Sie warnt davor, dass zudem nochmals gegen 900 Stellen bei den Lieferanten und weiteren Drittfirmen wegfallen würden.
240 oder doch nur 100 Millionen Franken
Was die SRG hingegen weniger betont: Die Serafe-Reduktion allein würde nach eigener Berechnung nicht die herumgereichten 240 Millionen Franken ausmachen, sondern nur bis zu 100 Millionen. In die Gesamtrechnung aber packt der Konzern gleich noch die vollständige oder teilweise Streichung des Teuerungsausgleichs rein, womit der Abgabeanteil bereits ab 2025 um bis zu 70 Millionen Franken pro Jahr sinkt. Und: Die SRG erwartet bis 2027 gegenüber heute einen strukturellen Rückgang der Werbeeinnahmen von etwa 50 Millionen Franken pro Jahr. Mit tieferer Medienabgabe soll sich dieser Negativtrend um nochmals 20 Millionen beschleunigen.
Das sind die teuersten Sendungen
Seit 2015 legt das SRF im Sinne der Transparenz der Öffentlichkeit gegenüber die Kosten zahlreicher TV-Sendungen offen. Wo flossen im vergangenen Jahr unsere Serafe-Gelder hin?
Ein grosser Teil der Gebühren geht für die Gruppe der Informationssendungen «Tagesschau», «Schweiz aktuell», «10 vor 10», «SRF Börse», «SRF Meteo», «Gesichter und Geschichten» sowie Wahl- und Abstimmungssendungen drauf. Die Gesamtkosten all dieser Formate beliefen sich 2023 auf 50,7 Millionen Franken; allein die «Tagesschau»-Ausgaben kosteten 21,1 Millionen Franken
In der Fiktion schlägt der Schweizer «Tatort» mit den höchsten Kosten zu Buche, eine Folge kostete rund 2 Millionen Franken, eine Folge «Davos 1917» wurde mit 1,2 Millionen Franken verbucht. Die Spionageserie ist die bisher teuerste SRF-Serien-Produktion. Der Anteil von SRG/SRF beträgt sieben Millionen Franken.