Seit heute debattiert der Nationalrat über die künftige Stromversorgung unseres Landes. Im Kern geht es um die Sicherstellung der Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Ginge es nach Herr und Frau Schweizer, sollen allerdings auch bestehende Atomkraftwerke (AKW) am Netz bleiben oder gar neue gebaut werden. Das zeigt eine Umfrage, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt hatte.
55 Prozent der Befragten finden demnach, dass Atomkraftwerke für die Behebung des Stromengpasses wichtig sind. Sogar 64 Prozent wollen, dass die bestehenden AKW nicht wie von den Grünen gefordert spätestens Ende 2037 vom Netz genommen werden. 56 Prozent sind sogar der Meinung, die Schweiz solle rasch neue Atomkraftwerke planen.
Erfreut über das Resultat der Umfrage ist auch das Initiativkomitee der Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)». Die Initiative wurde im Spätsommer 2022 lanciert und will in der Verfassung festschreiben, dass die Stromversorgung jederzeit sichergestellt sein muss – wenn nötig sollen dafür auch neue Atommeiler her.
«Stromversorgung ohne Kernenergie funktioniert nicht»
«Das Resultat zeigt, dass wir mit unserer Initiative den Nerv der Zeit treffen und ein dringendes Problem lösen wollen – nämlich die Sicherstellung der Stromversorgung. Die Schweizerinnen und Schweizer wissen, dass die Stromversorgung in der Schweiz ohne Kernenergie nicht funktionieren wird», sagt Vanessa Meury (26) vom Initiativkomitee auf Anfrage von Blick.
Der beste Beweis dafür, dass die Schweizer Energiestrategie gescheitert sei, sei das Reservekraftwerk in Birr, das mit Öl betrieben werde, sehr teuer sei und dem Klima massiv schade, so Meury.
Dass Schweizerinnen und Schweizer Versorgungssicherheit und Klimaschutz wollten, zeige auch der Stand der Unterschriftensammlung für die Initiative. «Wir haben bereits gegen 70'000 Unterschriften zusammen. Während wir kräftig weitersammeln, starten wir bereits mit der Bescheinigung der Unterschriften», sagt Meury.
Kein Platz für Abfall eines neuen AKW
Abgesehen davon, dass der Bau von neuen AKW Jahrzehnte dauern würde, zeigt eine Nachfrage bei der nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) auch: Im geplanten Atom-Endlager im Gebiet Nördlich Lägern im Zürcher Unterland hätte es gar keinen Platz für Atommüll eines weiteren AKW! Denn: Die Nagra wird im Jahr 2024 ein Rahmenbewilligungsgesuch einreichen für ein Lager, das Platz bietet für den Abfall von fünf Reaktoren.
Nagra-Sprecher Patrick Studer teilt auf Anfrage von Blick mit: «Wir planen ein Tiefenlager für den Abfall aus den fünf bestehenden Reaktoren sowie aus Medizin, Industrie und Forschung. Das wird so auch in der Rahmenbewilligung festgehalten.»
Bewilligung erteilt Bundesrat
Geologisch betrachtet hätte es in Nördlich Lägern Platz für ein deutlich grösseres Lager, sagt Studer weiter. Aber: Man reiche ein Gesuch für ein Lager ein, das den Abfall der bestehenden AKW fasst.
Die Bewilligung erteilen für das Lager wird der Bundesrat. Dieser kann theoretisch entscheiden, was er will. Den getroffenen Entscheid mittragen muss dann auch das Parlament und allenfalls das Volk, sollte es ein Referendum geben.