Rund 100 Angestellte arbeiten für den Schweizer Industriekonzern Dätwyler in der Ukraine. Doch wegen des Kriegs stehen die Maschinen im Werk in Malyn, etwa hundert Kilometer westlich von Kiew, seit Monaten still.
Den Lohn erhalten die ukrainischen Mitarbeiter trotzdem. Im März zahlte das Unternehmen mit Hauptsitz in Altdorf UR den Angestellten wegen des Kriegs sogar gleich drei Monatslöhne auf einmal. Ehemalige und aktuelle Mitarbeitende haben ausserdem einen Verein gegründet, der Angestellte in Malyn und deren Familien unterstützt.
Fertigsuppe für Menschen im Bunker
Dätwyler ist eine von rund 60 Schweizer Firmen, die in der Ukraine einen Standort haben. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hat sich bei diesen Unternehmen umgehört und Beispiele gesammelt, wie die Firmen ihre Mitarbeiter und die ukrainische Bevölkerung unterstützen. Viele leisten finanzielle Hilfe – aber nicht nur.
Einige Firmen haben beispielsweise mehrere Millionen Packungen Medikamente und andere medizinische Hilfsgüter, Hunderte Tonnen Lebensmittel, Kleider, Decken und weitere Waren gespendet, berichtet Economiesuisse. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat mehr als 140 Tonnen Fertigsuppen, Instant-Kartoffelstock und Fertigpasta an die Menschen verteilt, die in den Metro-Stationen der ukrainischen Stadt Charkiw Schutz suchten.
Aber auch an hiesigen Standorten reagierten Schweizer Firmen. Einige Unternehmen schenken den Angestellten zum Beispiel zusätzliche Ferientage, damit sie sich für Ukraine-Flüchtlinge engagieren können. Oder aber Mitarbeiter dürfen freinehmen, um sich um Geflüchtete zu kümmern, die sie bei sich zu Hause aufgenommen haben.
Hilfe bei der Flucht
Wenige Hundert Meter vom Dätwyler-Werk entfernt liegt die Fabrik der Rapperswiler Weidmann-Gruppe. Das Industrieunternehmen, das in Malyn Spezialpapiere herstellt, hat die Mitarbeitenden bei der Flucht zu Familienangehörigen im Ausland unterstützt. Einige Angestellte hatten zudem Arbeit bei anderen Niederlassungen der Firmengruppe gefunden. Unterdessen konnte die Produktion teilweise wieder aufgenommen werden und die meisten Mitarbeitenden sind laut der Weidmann-Gruppe in die Ukraine zurückgekehrt.
Auch der Nestlé-Konzern, der zu Beginn des Kriegs alle ukrainischen Werke vorübergehend schliessen musste, hat den Betrieb inzwischen wieder hochgefahren. Aktuell könnten knapp zwei Drittel des Vorkriegsvolumens produziert werden, so das Unternehmen.
Vetropack musste 400 Mitarbeiter entlassen
Doch es gibt auch Schweizer Firmen, die wegen des Ukraine-Kriegs bereits Mitarbeitende entlassen mussten. Die Glasfabrik der Verpackungsfirma Vetropack in Hostomel, einem Vorort von Kiew, wurde im Kriegs schwer beschädigt. Eine Wiederaufnahme des Betriebs ist bis auf weiteres unmöglich. 400 Mitarbeitenden musste deswegen gekündigt werden, wie das Unternehmen mitteilte.
In der Ukraine sind Schweizer Unternehmen wichtige Arbeitgeber. Unser Land ist die fünftgrösste Investorin im Staat am Schwarzen Meer. Der ukrainische Wirtschaftsdachverband ruft Schweizer Firmen dazu auf, nach dem Ende der Kriegshandlungen unbedingt wieder in der Ukraine zu investieren.