Das Herz von Alexia Stouder (45) hat SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) bereits erobert. Auch aus der Bevölkerung fliegen ihm die Herzen zu, schwingt er bei Wahlen oder Umfragen doch immer wieder obenaus. Bei einer Volkswahl hätte der Zürcher durchaus Chancen auf die Nachfolge von SP-Bundesrat Alain Berset (51).
Doch die Landesregierung wird nicht vom Volk bestimmt, sondern vom Parlament. Zentral ist dabei, wen die SP-Fraktion am 25. November auf ihr Ticket hievt. Schon am Dienstag wird Jositsch offiziell seinen Hut in den Ring werfen. Die entscheidende Frage bleibt aber: Bringt er die erloschene Liebe der SP-Fraktion wieder zum Erglühen?
Ärger nicht überall verraucht
Jositsch hat sich letztes Jahr bei der Nachfolge von Simonetta Sommaruga (63) vorgedrängt, obwohl die SP-Spitze für ein reines Frauenticket plädierte. Diese Auseinandersetzung hat Spuren hinterlassen. «Ich war sehr wütend auf Daniel Jositsch», räumt SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (55, ZH) im SonntagsBlick ein. «Er hat sich entschuldigt, wir sollten ihm diesen Fehler verzeihen.»
So nachsichtig wie Seiler Graf dürften bei weitem nicht alle in der SP-Fraktion sein. Wenn man sich umhört, ist der Ärger nicht überall verraucht. Dass er am Samstag seine Medieneinladung bezüglich seiner Kandidatur noch vor der Mitteilung seiner Partei zum Nominationsprozedere verschickte, sorgt ebenfalls für Kopfschütteln.
Um es aufs Ticket zu schaffen, brauchen die Kandidierenden das absolute Mehr der Fraktion. Diese zählt aktuell 45 Köpfe. 39 Nationalräte und sechs Ständeräte. Jositsch muss also 23 Stimmen hinter sich bringen. Das traut ihm kaum jemand seiner Kolleginnen zu. «Letzten Winter hat er viele hässig gemacht», heisst es etwa. Oder: «Es wird nicht einfach für ihn.»
Selbst wenn sich alle Zürcher hinter ihn stellen, sind das aktuell nur acht Stimmen. Und noch ist offen, ob die Zürcher SP an ihrer Nominationsversammlung vom 26. Oktober weitere Leute ins Rennen schickt. Auf die Ständeratskollegen als Hausmacht kann Jositsch nicht zählen, sitzen doch nur noch sechs Genossen im Stöckli und ein Grossteil der alten Garde tritt ab. Dem Vernehmen nach sollen zudem Kreise um die gescheiterte Bundesratskandidatin Eva Herzog (61, BS) nicht besonders gut auf den Zürcher zu sprechen sein. Bei vielen Genossinnen hat es sich Jositsch sowieso verspielt und bei den Welschen könnte ein gewisser Anti-Zürich-Reflex gegen ihn wirken.
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Wie gross Jositschs Chancen sind, hängt auch von der Konkurrenz ab. Bis am 29. Oktober müssen Interessierte ihre Kandidatur einreichen. Sein Interesse offiziell bereits bekundet hat Nationalrat Mustafa Atici (53, BS). Als mögliche Anwärter werden aber auch der Basler Regierungspräsident Beat Jans (59), die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (45) oder Ständerätin Eva Herzog (61, BS) gehandelt. Ebenso die Nationalräte Jon Pult (38, GR), Matthias Aebischer (55, BE) oder Roger Nordmann (50, VD).
Wer ab nächstem Jahr im Bundesrat mitregiert, entscheidet sich bei der Wahl am 13. Dezember.