Der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybchenko (38), wünscht sich mehr Unterstützung von unserem Land. Und das nicht nur im humanitären Bereich. Es geht vor allem auch um schärfere Sanktionen gegenüber Russland.
«Je schärfer die Sanktionen der Schweiz gegen Russland sind, desto besser», sagt Rybchenko der «Sonntagszeitung». Er will sein Anliegen offiziell bei der Schweizer Regierung vorbringen. Die Ukraine wolle, dass analog zu den Sanktionen in der EU Vermögen von russischen Regierungsmitgliedern eingefroren werden. «Es ist Krieg, wir sind um jede Hilfe froh», sagt Rybchenko.
Gibt der Bundesrat dem Druck nach?
Bisher zögert der Bundesrat mit einem harten Durchgreifen gegen Kriegstreiber Wladimer Putin (69). Es heisst zwar, die Schweiz übernehme faktisch die meisten Sanktionen. Doch die, die am meisten wehtun dürften, eben gerade nicht.
So könnte die Schweiz gerade im Finanzwesen am meisten Wirkung erzielen. Doch während die EU die Vermögen der Personen und Organisationen auf der Sanktionsliste eingefroren hat, will der Bundesrat hier bisher weniger weit gehen, was ihm im Inland wie im Ausland viel Kritik eingebracht hat. Vermutlich am Montag dürfte der Bundesrat denn auch in einer weiteren Sondersitzung nochmals über die Bücher gehen.
Bund unterstützt die Ukraine mit Hilfsmaterial
Bereits angelaufen sei die humanitäre Hilfe. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unterstützte die Ukraine mit Hilfsmaterial. «Millionen Menschen sind jetzt auf die Hilfe aus dem Ausland angewiesen», so Rybchenko.
Auch von Ukrainerinnen und Ukrainern in der Schweiz werde für die Bevölkerung in ihrer Heimat viel gespendet. Die Botschaft in Bern sammele medizinisches Material für Soldaten und Zivilpersonen. Gefragt seien vor allem tragbare Defibrillatoren, OP-Schutzkittel und Handschuhe, Venenkatheter, OP-Besteck, Bandagen, Schmerzmittel und Erste-Hilfe-Kits.
Die Botschaft suche zudem Schutzwesten und Helme oder Funkgeräte. Zwar sei die Schweiz ein neutrales Land, doch halte das die Leute in der Schweiz nicht davon ab, Material zu spenden. Nächste Woche solle ein Transporter das Material in die Ukraine fahren. (dba)