Schadenssumme steigt massiv
Betrüger bringen Senioren pro Jahr um 675 Millionen Franken

Eine Studie im Auftrag der Pro Senectute zeigt, wie viele Senioren Opfer von Betrugsmaschen werden. Der Tatort verschiebt sich immer häufiger ins Internet.
Publiziert: 02.10.2023 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2023 um 07:06 Uhr
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20 Prozent aller Seniorinnen und Senioren sind in den vergangenen Jahren Opfer von Betrug geworden. Das hat eine Studie ergeben.
Foto: Shutterstock

Betrug, Diebstahl, Abzocke. Die Methoden, wie Betrüger Seniorinnen und Senioren um Geld bringen, sind zahlreich. Eine Studie im Auftrag der Pro Senectute schätzt, dass knapp vier von fünf Personen über 55 Jahren in den vergangenen fünf Jahren ins Visier von Kriminellen geraten sind. Jede und jeder Fünfte fiel einem Betrug zum Opfer.

Durchgeführt hat die Studie das Institut zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität (ILCE) der Fachhochschule Neuenburg. Über 1200 Personen wurden befragt. 

Mehr Internet-Betrug wegen Corona

Die Studienautoren schätzen, dass Betrüger Senioren pro Jahr rund 675 Millionen Franken abknöpfen. Das sind 275 Millionen Franken mehr als bei der ersten Studie 2018. Während die Schadenssumme stieg, ist die Zahl der Opfer hingegen leicht gesunken. Das heisst: Es werden zwar weniger Senioren Opfer von Betrügereien, aber dafür ist bei jenen, die betroffen sind, der Schaden viel grösser.

Ein Grund für die stark gestiegene Schadenssumme könnte, so das Institut, die Corona-Pandemie sein. In dieser Zeit seien die Menschen stärker von Vertrauensbeziehungen abhängig gewesen, «was wahrscheinlich finanzielle Übergriffe mit sehr hohen Schadenssummen begünstigt hat.»

So ist der Betrug durch Fachpersonen, die ihre Position missbrauchen, die Missbrauchsart, die Senioren um das meiste Geld bringt. 255 Millionen Franken würden so schätzungsweise pro Jahr erbeutet. Um sehr viel Geld werden Senioren auch durch Missbrauch einer Vollmacht oder Zugriff aufs Bankkonto gebraucht.

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Neues Phänomen Schockanrufe

Zudem hat sich der Betrug im Zuge der Pandemie vermehrt ins Internet verlagert. 52 Prozent der Befragten waren in den vergangenen fünf Jahren von Betrugsversuchen im Internet betroffen. Die Zahl verdoppelte sich im Vergleich zu 2018 also fast. So hat fast jeder Dritte beispielsweise schon Phishing-Nachrichten erhalten, also gefälschte Mails oder SMS mit Betrugsabsicht. 

Ein relativ neues Phänomen sind sogenannte Schockanrufe. Senioren erhalten dabei einen Anruf einer unbekannten Person, die ihnen beispielsweise sagt, dass ihre Tochter in einen schweren Unfall verwickelt sei und sich in Polizeigewahrsam befinde. Damit sie freikomme, müssten sie eine Kaution zahlen. Fast acht Millionen Franken haben Betrüger auf diese Weise allein von Januar bis August dieses Jahres laut Strafverfolgungsbehörden erbeutet.

Senioren sind sensibilisierter

Für die Studie hat das ILCE die Umfrageteilnehmenden zu insgesamt 32 Betrugsarten abgefragt. Offen bleibt, wie viele Senioren Opfer von Betrug wurden, ohne das selbst gemerkt zu haben. «Es gibt sicher eine Dunkelziffer», sagt Peter Burri Follath, Sprecher von Pro Senectute Schweiz. Wie gross diese ist, könne man aber nicht abschätzen.

Er stellt fest, dass die Sensibilität bei Seniorinnen und Senioren gegenüber Betrügereien in den vergangenen Jahren gestiegen sei – «gleichzeitig aber leider auch die Professionalität der Betrüger».

Die Pro Senectute plant aufgrund der Studienergebnisse, ihre Sensibilisierungskampagne weiter zu optimieren. Wichtig sei, dass über das Thema gesprochen werde. Das werde zwar mehr, aber insgesamt immer noch zu wenig getan, sagt Burri Follath. (lha)

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