Anwalt Rolf Rüdisser erklärt
Mit diesen Tricks schützt du dich vor Schockanrufen

Oft ist viel Geld weg. Was bleibt, sind Selbstvorwürfe und Unverständnis von den Liebsten. Wirtschaftsstaatsanwalt Rolf Rüdisser gibt Tipps, wie man sich gegen Telefonbetrug wappnen kann.
Publiziert: 25.09.2023 um 01:04 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2024 um 09:23 Uhr
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Immer mehr Leute werden am Telefon von Betrügern über den Tisch gezogen.
Foto: Getty Images/Westend61
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Der Berner Staatsanwalt Rolf Rüdisser zeigt sich betroffen. Viel zu oft sitzen Opfer von Telefonbetrügereien in seinem Büro. «Ältere Menschen meist, häufig Frauen», sagt er. Leute, die noch rüstig seien und die eben darum selbst nicht verstehen können, weshalb sie auf Schockanrufe hereingefallen sind. Bei den Schockanrufen, die einst aus dem Enkeltrickbetrug hervorgegangen sind, wird den Opfern weisgemacht, ein Familienmitglied sei in Not. Beliebt ist auch eine zweite Masche, bei denen sich falsche Polizisten oder angebliche Sicherheitsleute am Telefon melden.

«Die grosse Gefahr besteht darin, dass man sich nicht selber als gefährdet erachtet. Aber es kann jedem passieren. Die Betrüger sind perfid und skrupellos», warnt Rüdisser. Dennoch schämen sich die Opfer. Sie machen sich Selbstvorwürfe. Und selbst die eigenen Angehörigen zeigen nicht immer Verständnis.

Faktor Zeit

Doch die Opfer seien nicht dumm, betont der Staatsanwalt. Man wisse von Leuten, die unter Zeitdruck stehen, dass sie oft sämtliche Regeln missachten oder Zweifel beiseiteschieben. Gerade auch im Strassenverkehr. «Und wenn sie dann erwischt werden, können sie sich selbst nicht erklären, wie sie sich und die Anderen dermassen gefährden konnten.»

Genau damit arbeiten die Betrüger, die täglich Hunderte Anrufe tätigen: «Der Faktor Zeit spielt beim Telefonbetrug eine zentrale Rolle: Es wird stets ein Notfall geltend gemacht. Und es muss immer schnell gehen, so dass den Betroffenen keine Zeit bleibt zum Nachdenken», so Rüdisser. Hinzu kommt, dass die Leute geschockt sind von den Anrufen. Geschockt und gehetzt also.

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Dabei bleiben die Opfer während Stunden unter Kontrolle. Denn sie dürfen weder ihr Festnetztelefon aufhängen, auf denen die Betrugsanrufe meist eingehen. Noch dürfen sie – falls vorhanden – beim Geldabheben und -überbringen ihr Natel abstellen. Niemand anderes soll die Opfer erreichen und die Geldübergabe gefährden.

Sechs Tricks zum Schutz vor Telefonbetrügern

Staatsanwalt Rüdisser machte zwar schon Schulungen bei Banken, um Schalterangestellte zur Wachsamkeit anzuhalten, wenn ältere Leute plötzlich von einem Moment auf den anderen horrende Summen von ihrem Konto abheben möchten. Und diese würden sicherlich einiges bringen. Dennoch kämen die Betrüger viel zu oft an Geld. Er rät deshalb:

  • «Ältere Leute, gerade Frauen, sollten ihre Telefonbuch-Einträge löschen oder wenigstens ihren Vornamen auf die Initiale abkürzen», sagt er. Also statt Anni Huber einfach A. Huber.
  • Oft sei es auch hilfreich, die Leitung zu unterbrechen und tief Luft zu holen – und mit einem anderen Telefon eine Vertrauensperson zu kontaktieren.
  • Und statt die Mutter später zu tadeln, rät Rüdisser, mit ihr heute schon die möglichen Telefonbetrugsmaschen zu besprechen und abzumachen, sie solle stets anrufen, wenn sie unsicher sei. Und sie solle sich nie unter Druck setzen lassen.
  • Für den Fall, dass der Sohn oder die Tochter nicht gleich rangeht, soll sogleich ein zweiter Anruf erfolgen. «So weiss ich als Sohn oder Tochter: Es ist wichtig, ich muss zurückrufen so schnell es geht.»
  • Ausserdem gilt: «Bevor Sie irgendjemandem Geld aushändigen, ziehen Sie eine Vertrauensperson zu Hilfe.» Das können Freunde und Verwandte sein, oder allenfalls auch jemand aus der Nachbarschaft.
  • Vor allem aber sollte man sich immer bewusst sein: «Die Polizei ruft niemals an und verlangt Geld oder holt Geld auf der Strasse ab. Und auch wenn Kaution gefordert wird, sollten sofort die Alarmglocken läuten», so Rüdisser. «Je dringender etwas scheint, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Finte.»

Präventionskampagne startet

Die Schweizerische Kriminalprävention und die kantonalen und städtischen Polizeikorps starten Anfang Oktober eine nationale Präventionskampagne. Heute schon finden sich auf www.telefonbetrug.ch wichtige Informationen zum Thema. Dort gibt es auch eine Anleitung, wie sich der Telefonbucheintrag ändern lässt.

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