Vor diesen Maschen musst du dich in Acht nehmen
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Methoden immer raffinierter:Vor diesen Telefonbetrugs-Maschen musst du dich in Acht nehmen

Schockanrufe und falsche Polizisten richten enormen Schaden an
Telefonbetrüger ergaunern 11 Millionen Franken!

Meist werden ältere Frauen ihr Opfer: Mit Schockanrufen machen polnische und türkische Banden Kasse in der Schweiz. Nun kämpfen Sicherheitsbehörden verschiedener Länder zusammen gegen die Gauner.
Publiziert: 25.09.2023 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2023 um 13:21 Uhr
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Die Telefonbetrugsfälle nehmen zu.
Foto: Getty Images
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Es passiert immer mehr älteren Personen in der Schweiz: Ein unbekannter Anrufer meldet sich bei ihnen und sagt, ihr Sohn oder ihre Tochter habe einen schweren Unfall verursacht und sei nun in Polizeigewahrsam. Jetzt müsse dringend eine Kaution gestellt werden – in der Höhe von Zehntausenden Franken. Das klingt so dramatisch und überzeugend, dass sich viele Senioren überrumpeln lassen und aus Sorge um ihre Liebsten auf die Geldforderungen eingehen.

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Im laufenden Jahr sind mindestens 150 Menschen in der Schweiz auf diese Weise betrogen worden. Und dies ist nur die Zahl der registrierten Opfer von Schockanrufen, bei denen behauptet wurde, dass Familienmitglieder in Gefahr seien. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Schadenssumme 2 Millionen höher als im Vorjahr

Fast acht Millionen Franken haben Betrüger mit dieser Masche von Januar bis August laut offiziellen Zahlen bereits ergaunert. 2021 hatte die Summe der durch Schockanrufe erschwindelten Geldbeträge noch bei einer Million gelegen. 2022 waren es schon sechs.

Die Drahtzieher der Schockanruf-Masche sind nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden polnische Familienclans. Hinter der zweiten Telefonbetrugsmasche, die sich über die Schweiz ergiesst, den «falschen Polizisten», stecken meist türkische Staatsangehörige. Hier waren die Täter gar 170-mal erfolgreich in diesem Jahr. 3,5 Millionen Franken haben sie ergaunert.

Falsche Polizisten treiben ihr Unwesen

«Rund 40 Festnahmen konnten wir in diesem Zusammenhang mit den ‹falschen Polizisten› schweizweit verzeichnen», sagt der Berner Staatsanwalt für Wirtschaftsdelikte, Rolf Rüdisser. «Bei den Schockanrufen sind es schweizweit 16 Festnahmen», erklärt er.

Bei den «falschen Polizisten» warnen die Anrufer vor Betrügern und missbrauchen die Opfer als Lockvogel für angebliche polizeiliche Ermittlungen. Hier können sich vermeintliche Sicherheitsleute einer Bank melden: «Haben Sie gestern einen Fernseher für 6000 Franken gekauft?», ist eine typische Eingangsfrage. Das Opfer würde das dann verneinen. «Sehen Sie, da stimmt was nicht», heisst es dann am anderen Ende der Leitung. «Gut können wir das klären. Wir beobachten nämlich schon länger, dass bankintern seltsame Abbuchungen stattfinden. Die Polizei ist schon dran. Aber Sie könnten uns helfen, indem Sie 20'000 Betrag von ihrem Konto abheben ...» So oder ähnlich kann diese Masche ablaufen.

Per Telefonbuch an die Opfer

Opfer sind häufig ältere Frauen. «Die Betrüger suchen im elektronischen Telefonbuch gezielt nach Seniorinnen. Das machen sie anhand der Vornamen», sagt der Staatsanwalt. Sie hätten es auf Namen wie Roswitha, Rosmarie, Hedy oder Ruth abgesehen, also auf Vornamen, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es sich nicht um eine junge Frau handelt. Über die Gründe, weshalb mehr Frauen als Männer kontaktiert werden, kann nur spekuliert werden.

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Meist gelingt es der Polizei jedoch nur, die sogenannten «Abholer» festzunehmen, also jene Personen, die das Geld der Betrugsopfer einsammeln. Die türkischen Banden finden ihre «Abholer» häufig per Kleinanzeigen in der Schweiz, bei den polnischen Banden sind es hingegen meist Clanmitglieder.

Behörden arbeiten über Grenzen zusammen

An die sogenannten «Keiler», die Anrufer, die in Polen oder der Türkei sitzen, kommen die Schweizer Behörden nur schwer heran. Zwischen den «Keilern» und den «Abholern» koordinieren die «Logistiker» die Betrugsmaschen, auch ihrer können die Behörden nicht so leicht habhaft werden. Um an die Hintermänner heranzukommen, muss es schnell gehen. Der klassische Weg via Rechtshilfegesuch dauert zu lange.

Jetzt könnte sich das Blatt jedoch wenden: Die Staatsanwaltschaften Bern und Zürich sowie ihre Kantonspolizeien haben sich mit Sicherheitsbehörden aus Deutschland, Tschechien und Polen zu einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe zusammengetan. Auch Österreich könnte noch dazustossen.

Bald folgt eine Präventionskampagne

Handelt es sich um einen Schockanruf, müssen sich Schweizer Sicherheitsbehörden rasch mit ihren polnischen Kollegen kurzschliessen können. Über die Telefondaten des «Abholers» in der Schweiz kann allenfalls dessen Logistiker in Polen gefunden werden.

Am besten ist es aber, die Leute lassen sich gar nicht von den Telefonbetrügern über den Tisch ziehen. Dazu starten die Schweizerische Kriminalprävention und die kantonalen und städtischen Polizeikorps Anfang Oktober eine nationale Präventionskampagne. Denn: «Diese Taten müssen aufhören!», sagt Staatsanwalt Rolf Rüdisser.

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