Sanija Ametis rasanter Aufstieg vom Nicht-Mitglied zur Präsidentin
Auch die Posten werden ganz libero vergeben

Sanija Ameti ist die neue Frau an der Spitze der Operation Libero. Ihr rasanter Aufstieg vom Nicht-Mitglied zur Präsidentin sorgt in der Politik für Erstaunen.
Publiziert: 15.10.2021 um 08:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2021 um 14:18 Uhr
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Sanija Ameti ist die neue Co-Präsidentin der Operation Libero.
Foto: Valeriano Di Domenico
Ladina Triaca

Kein voller Saal, keine Konfetti. Nur eine trockene Mitteilung, in der die «Stabsübergabe» verkündet wird. Am Wochenende teilte die Operation Libero mit, dass Co-Präsidentin Laura Zimmermann (29) ihr Amt nach fünf Jahren an Sanija Ameti (28) übergebe.

Gewählt wurde Ameti nicht. Stattdessen einigte sich der Vorstand darauf, dass sie eine geeignete Präsidentin wäre – und hob sie ins Amt.

Kampagne als Visitenkarte

Die Juristin ist 28 Jahre alt, arbeitet an der Universität Bern an einer Doktorarbeit zum Thema Cybersicherheit und sitzt in der Parteileitung der Grünliberalen im Kanton Zürich. Ihre Eltern kamen als bosnisch-muslimische Flüchtlinge in die Schweiz. Politisch aufgefallen ist Sanija Ameti zu Beginn des Jahres als Anführerin gegen das Anti-Terror-Gesetz (PMT).

An der Urne verlor sie zwar, doch die gelungene Kampagnenführung diente ihr als Visitenkarte. «Die Menschen bei der Operation Libero fanden während der PMT-Kampagne, dass ich gut zu ihnen passen würde, und fragten mich, ob ich nicht in den Vorstand kommen möchte», erzählt Ameti. «Das reizte mich.»

Passt das zu Demokratie-Diskurs?

Nach der Wahl in den Vorstand dauerte es nicht lange, da fanden ihre Vorstandsgschpänli, dass sie die ideale Nachfolgerin von Zimmermann wäre. «Ich musste mir das lange überlegen, weil ich grossen Respekt vor der Aufgabe hatte», sagt Ameti. Doch schliesslich sagte sie zu.

Ametis Aufstieg in der Operation Libero erinnert eher an eine Karriere in der Privatwirtschaft, in der die Chefetage festlegt, wer befördert wird, als an den klassischen Werdegang in einer politischen Organisation. Wie passt das zur Operation Libero, die sich den Kampf für eine liberale und transparente Demokratie offiziell zur Mission gemacht hat?

Zustimmung statt Kampfwahl

Ametis Partner im Präsidium, Stefan Manser-Egli (29), sagt, dass man seit der Gründung im Vorstand keine eigentliche Wahl durchgeführt habe. «Wir funktionieren vielmehr nach dem Consent-Prinzip.» Zustimmung statt Kampfwahl. Zudem seien die Co-Präsidenten in erster Linie Vorstandsmitglieder, die den Verein nach aussen vertreten würden. «Wir fällen alle wichtigen Entscheide gemeinsam im Vorstand.» Die Vorstandsmitglieder würden von der Generalversammlung, also den Mitgliedern, gewählt.

In Jungparteien unvorstellbar

In den Parteien sorgt dieses Prozedere für Erstaunen. «Bei uns wäre das undenkbar», sagt Juso-Präsidentin Ronja Jansen (26). Sie musste bei ihrer Kandidatur vor zwei Jahren ausführlich darlegen, wohin sie die Jungsozialisten politisch führen will. An zwölf Hearings in der ganzen Schweiz duellierte sie sich mit Konkurrentin Mia Jenni (26). Am Ende, bei der Wahl durch die Delegierten, gab eine Stimme den Ausschlag für Jansen. «Für uns als Partei war diese inhaltliche Auseinandersetzung sehr wertvoll», sagt sie heute.

Jansen findet, die Operation Libero müsse selber wissen, wie sie sich organisiere, aber: «Ich finde es etwas ironisch, dass sie sich Transparenz und Demokratie auf die Fahne schreiben und das selber nicht leben. Das unterscheidet sie von echten basisdemokratischen Bewegungen wie dem Klimastreik.»

Auch Matthias Müller (29), der vor zwei Jahren zum Präsidenten der Jungfreisinnigen gewählt wurde, betont die Vorteile einer direkten Wahl: «Ich weiss, die Basis steht hinter mir und teilt meine Auffassung von Vision und Strategie.»

Die Operation Libero beeindruckt das wenig. Die neue Co-Präsidentin Sanija Ameti sagt: «Wir sind eben keine Partei, und wir wollen auch keine werden.»

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