Impfbusse, Impfkonzerte, Impfnächte – die Kantone setzen in der nationalen Impfwoche alles daran, Ungeimpfte endlich für den ersten Piks zu gewinnen. Bei den Impfzauderern hält sich das Interesse allerdings noch in Grenzen.
Im Gegensatz zu den Seniorinnen und Senioren. Anstelle der ersten Impfung holen sich viele bereits den dritten Stich – die Auffrischungsimpfung! So war der Andrang im Impf-Dorf im Zürcher Hauptbahnhof so gross, dass die Booster-Impfungen gestoppt werden mussten, weil sämtliche Termine ausgebucht waren.
Rentner wollen boostern
Angesichts von Impfdurchbrüchen – gerade bei der älteren Generation – wollen sich viele Rentner so rasch wie möglich besser gegen eine schwere Covid-Erkrankung absichern. Die Nachfrage ist aber nicht allein an der Limmat riesig, wie eine Blick-Umfrage zeigt.
- Im Aargau wird der Booster schon nächste Woche verabreicht – und schon jetzt haben sich 17'000 Personen dafür angemeldet, wie es beim Gesundheitsdepartement von SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati (55) heisst. Das sind rund 13 Prozent aller Aargauerinnen und Aargauer über 65 Jahren.
- Gross ist die Nachfrage auch in Baselland: Innert weniger Stunden nach Öffnung der Anmeldeplattform am Montagabend gingen mehr als 3000 Anmeldungen ein – was rund 4 Prozent der Bevölkerung über 65 entspricht. Gepikst wird ab Donnerstag. Kommt hinzu: Die impfberechtigten Bewohnerinnen und Bewohner eines Alters- und Pflegeheims werden direkt kontaktiert und müssen sich nicht aktiv beim Kanton melden.
- Basel-Stadt impft seit vergangenem Donnerstag Seniorinnen und Senioren sowie Pflegepersonal in Alters- und Pflegeheimen ein drittes Mal. 200 Personen haben die Auffrischungsimpfung bis jetzt erhalten. Online haben sich zudem bereits etwa 5500 Personen für den Booster angemeldet – etwa jede und jeder siebte Seniorin und Senior im Kanton.
- Der Kanton Waadt meldet fast 12'000 Anmeldungen seit vergangenem Freitag – und das sind nur die Zahlen der Impfzentren. Auch in Apotheken ist eine Auffrischungs-Impfung möglich.
- In Luzern wurden schon am Montag die ersten Auffrischungsimpfungen durchgeführt. Von den 500 Personen, die sich an diesem Tag im Kanton impfen liessen, waren 300 für die dritte Dosis da.
- Im Kanton Solothurn wird ab Montag geboostert. Bereits 3300 Termine sind in den beiden Impfzentren reserviert. «Wir stufen die Zahl der Anmeldungen als erfreulich ein», sagt Mirjam Andres vom Gesundheitsdepartement. Auch in Arztpraxen und Apotheken kann man sich schon anmelden.
- Im Kanton Graubünden beginnt man in einigen Impfzentren bereits diese Woche mit den Auffrischungsimpfungen. Konkrete Zahlen liegen aber noch nicht vor. «Das Interesse ist sehr gross. Bei der Impf-Hotline laufen die Drähte jedenfalls heiss», heisst es auf Nachfrage.
- Im Wallis haben sich bis Dienstagmorgen etwas über 400 Personen beim Kanton angemeldet. Die relativ tiefe Zahl hat einen Grund: Wegen IT-Problemen war der Zugang zur Registrierung «mehrere Stunden lang» nicht möglich. Mittlerweile funktioniere die Plattform aber wieder.
- In Grenzen hält sich die Nachfrage nach der Booster-Impfung im Kanton Appenzell Innerrhoden – dem Kanton mit der schweizweit tiefsten Impfrate. Am Dienstag seien an der kantonalen Impfstrasse 39 Auffrischungsimpfungen geplant, hinzu kämen etwa 100 bei Hausärztinnen und Hausärzten, heisst es auf Anfrage.
- Im Kanton Zürich ist die Booster-Impfung für über 65-Jährige seit Montag ohne Anmeldung möglich. Sofern die jeweiligen Impfkapazitäten ausreichend sind, wird sie in den fünf Impfzentren am Hirschengraben Zürich, im Stadtspital Zürich Triemli, in Winterthur, Uster und Affoltern am Albis durchgeführt – und im Impfdorf am Zürcher Hauptbahnhof. «Bei den Walk-in-Boosterimpfungen kann es zu längeren Wartezeiten kommen», sagt Jérôme M. Weber von der Gesundheitsdirektion. Fixe Termine können erst ab Mittwoch gebucht werden.
Peter Burri von Pro Senectute wundert sich nicht über das grosse Booster-Interesse der älteren Generation. «Wir haben festgestellt, dass Seniorinnen und Senioren die ersten beiden Corona-Impfungen äusserst gut akzeptiert und in Anspruch genommen haben», sagt er. Die Betroffenen hätten überwiegend positive Erfahrungen betreffend Schutz und Nebenwirkungen gemacht. «Zudem sind sich ältere Menschen gewohnt, insbesondere bei den jährlichen Grippewellen zu impfen.»
Ältere wollen sich schützen
Pro Senectute habe bereits in den letzten Wochen eine grosse Nachfrage nach der Auffrischungsimpfung festgestellt. «Gerade besonders gefährdete Personen wollen sich schützen und tun das aus einer eigenen Motivation heraus», so Burri.
Die Seniorenorganisation empfiehlt den Booster allen besonders gefährdeten Personen – unabhängig von ihrem Alter. Für Burri steht fest: «Eine eindeutige Haltung gegenüber einer dritten Impfung und deren Schutzwirkung gibt Orientierung für alle. Bei Unsicherheit empfehlen wir immer auch eine Konsultation einer medizinischen Fachperson.»