Dass ausgerechnet die Finanzdirektorin der Waadt, ihre Steuern bisher immer im steuergünstigen Zug bezahlt hat, stösst bei den politischen Kontrahenten von Valérie Dittli (30) auf Empörung.
So bezeichnete SP-Nationalrätin Ada Marra (49) Dittli auf Twitter als «Staatsrätin ohne Boden», die den Kanton Waadt «nicht liebe». Der SP-Waadt-Präsident Romain Pilloud sagte, die Situation sei «ernst», und dass die SP «alle Fragen stellen wird, um Licht in die Angelegenheit zu bringen».
Dittli hatte ihren Steuersitz Anfang 2022 in Lausanne eingerichtet, als sie sich für den Staatsrat bewarb, wie das Westschweizer Fernsehen (RTS) am Freitag berichtete. In den sechs Jahren zuvor hatte sie Steuern im Heimatkanton Zug bezahlt – trotz eines aktiven Lebens im Waadtländer Hauptort etwa als Assistenzdoktorin für Recht an der Universität Lausanne oder Mitte-Politikerin.
Der Kampagnenverantwortliche der SP Schweiz, Lewin Lempert, fragte auf den Slogan der Mitte-Partei angesprochen spitz: «Ist das dieses ‹Wir halten die Schweiz zusammen?›»
Mitte-Präsident verteidigt Dittli
Dittli verneinte am TV einen Steuertourismus. Sie sei als Studentin damals davon ausgegangen, dass ihr Lebensmittelpunkt in Zug bleibe. Sie habe nicht gewusst, dass sie Waadtländer Staatsrätin werde, wie ihre berufliche Laufbahn aussehen und in welchem Kanton sie diese absolvieren werde.
Der Präsident der Mitte des Kantons Waadt, Emilio Lado, sagte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Samstag, die steuerliche Situation von Dittli als Studentin vor ihrer Zeit als Staatsrätin falle in den Bereich der Privatsphäre. Sie habe immer ihre Steuern bezahlt habe und es lediglich vorgezogen, wie «sehr viele Studenten in der Schweiz», ihren steuerlichen Wohnsitz in ihrem Heimatkanton zu behalten, bis sich ihre berufliche Situation stabilisiert habe.
Laut Lado war die Staatsrätin immer transparent. Sie habe sich nichts vorwerfen zu lassen. Seiner Meinung nach versucht man, die Steuerfrage für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
Auch Marc-Olivier Buffat, Grossrat und ehemaliger Parteipräsident der FDP, verteidigte Dittli: «Das Einkommen einer Studentin, Doktorandin oder Praktikantin ist gering. Von Steueroptimierung zu sprechen, ist nicht angebracht», schrieb er auf Twitter. (SDA/sie)