Riesen-Unterschiede beim Tempo
Beim Boostern sind die Appenzeller am schnellsten

Die Corona-Taskforce ruft die Kantone dazu auf, beim Boostern den Booster zu zünden. Blick zeigt, welche Kantone es besonders nötig hätten – und wer jetzt schon Gas gibt.
Publiziert: 08.12.2021 um 08:42 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2021 um 09:17 Uhr
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Im Kanton Appenzell Innerrhoden sind schon über 20 Prozent der doppelt Geimpften geboostert.
Foto: Keystone

Je schneller, desto besser: Die wissenschaftliche Corona-Taskforce mahnt Bund und Kantone zur Eile. «Die positiven Auswirkungen auf die Situation in den Spitälern wäre erheblich, würden die allermeisten doppelt Geimpften sofort eine dritte Impfdosis erhalten», sagte Taskforce-Vizepräsident Urs Karrer am Dienstag vor den Medien. Um die aktuelle Welle zu bremsen, sei ein «sehr hohes Booster-Tempo nötig». Konkret müsse laut Karrer pro Tag ein Prozent der Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Erst 9 von 100 Einwohnern geboostert

Davon ist die Schweiz derzeit weit entfernt. Derzeit wird nur rund halb so schnell, wie es die Taskforce fordert, geboostert. 9 von 100 Einwohnerinnen und Einwohner haben sich in der Schweiz bisher mit dem Booster impfen lassen, wie die Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigen. Von den vollständig Geimpften, die über 65 Jahre alt sind, sind gut 40 Prozent dreifach geimpft.

Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind – mal wieder – frappant. Am schnellsten vorwärts macht ein Kanton, der in der Corona-Pandemie sonst in der Regel zu den Schlusslichtern gehört: Appenzell Innerrhoden. 20,9 Prozent derjenigen, die doppelt geimpft sind, haben den Booster bereits erhalten (siehe Tabelle). Gefolgt wird der Ostschweizer Halbkanton von Basel-Stadt (19,1 Prozent) und Graubünden (17,5 Prozent).

Westschweizer sind langsamer

Ebenfalls vergleichsweise rasch voran geht es in den grossen Deutschschweizer Kantonen Zürich, Bern und Aargau. 14 bis 15 Prozent der doppelt Geimpften haben sich dort bereits boostern lassen. In der Waadt, dem bevölkerungsreichsten Westschweizer Kanton, derweil erst knapp 8 Prozent. Im Gegensatz zu den allermeisten anderen Kantonen wird dort gestaffelt geboostert: Derzeit können sich erst die über 50-Jährigen ein drittes Mal impfen lassen.

Die Westschweizer Kantone schlagen im Schnitt ein deutlich langsameres Booster-Tempo an als die Deutschschweizer. Am langsamsten ist mit Obwalden aber ein Deutschschweizer Kanton. Erst 3,5 Prozent der doppelt Geimpften im Kanton haben die Auffrischungsimpfung erhalten.

Armee kommt zur Hilfe

Das Obwaldner Gesundheitsamt teilt auf Nachfrage allerdings mit, dass die vom BAG publizierte Zahl falsch sei. Es fehlten 1500 Booster-Impfungen, die «wegen eines Schnittstellenproblems» derzeit dem BAG nicht geliefert werden könnten, sagt Amtsleiter Olivier Gerber. Bis Ende Woche seien die Zahlen aktualisiert.

Berücksichtigt man die korrigierte Zahl an Auffrischimpfungen, liegt Obwalden mit einer Booster-Quote von 10,3 Prozent etwa im Schweizer Schnitt. Neues Schlusslicht ist Jura. Der Kanton hat beim Bund bereits ein Gesuch um Unterstützung durch die Armee gestellt, weil die Impfkapazitäten für die Booster-Kampagne nicht ausreichen – ebenso wie das Wallis und Neuenburg. Bald sollte es zumindest in diesen Kantonen mit den Auffrischungsimpfungen also rascher vorwärtsgehen, schliesslich hat der Bundesrat am Dienstag einen Armeeeinsatz grundsätzlich bewilligt. Weitere Gesuche von Kantonen könnten folgen. (lha)

Kantone Anteil doppelt Geimpfter mit Booster-Impfung
(in Prozent)
Appenzell Innerrhoden20,9
Basel-Stadt19,1
Graubünden17,5
Nidwalden16,9
Zug16,4
Schaffhausen16,4
Appenzell Ausserrhoden15,6
St. Gallen15,1
Aargau15,1
Zürich15,1
Thurgau14,8
Luzern14,3
Bern14,2
Glarus13,9
Schwyz13,2
Solothurn11,7
Baselland11,6
Genf11,2
Tessin10,3
Freiburg10,0
Neuenburg7,9
Waadt7,8
Uri7,1
Wallis6,1
Jura4,7
Obwalden3,5

Quelle: BAG, Stand 7. Dezember 2021

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