Regierungsjet für einen Monat am Boden
Graureiher wirbelte Reisepläne der Bundesräte durcheinander

Das Staatsflugzeug Falcon 900 konnte wegen eines Vogelschlags wochenlang nicht abheben – mit Folgen für Bundespräsidentin Viola Amherd und Aussenminister Ignazio Cassis.
Publiziert: 24.03.2024 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2024 um 11:23 Uhr
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Falcon 900: Der Bundesratsjet stand vom 24. Februar bis 22. März nicht zur Verfügung.
Foto: Keystone
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Samstag, 24. Februar 2024, 11.20 Uhr in Lugano: Der Bundesratsjet Falcon 900 will in Richtung Bern-Belp abheben, nachdem Aussenminister und Vielflieger Ignazio Cassis (62) von Bord gegangen ist. Doch in der Startphase kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall: Ein Graureiher fliegt in den rechten Vorflügel und setzt das Staatsflugzeug ausser Gefecht.

Die Crew des Lufttransportdienstes des Bundes (LTDB) bleibt unverletzt, abgesehen vom armen Vogel kommt niemand zu Schaden. Die Falcon 900 muss aber wochenlang am Boden bleiben. Der Grund: Es fehlen die Ersatzteile für eine rasche Reparatur.

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Die Armee, die für den LTDB verantwortlich ist, bestätigt die Geschehnisse. Auf Anfrage von Blick sagt Sprecher Mathias Volken: «Vogelschläge sind Ereignisse, welche in der Aviatik trotz permanenter Vorsichtsmassnahmen jederzeit und überall eintreten können.»

Die Probleme bei der Reparatur erklärt Volken mit Engpässen bei den Lieferketten sowie der Verfügbarkeit von Ersatzteilen. «Weil zudem die Falcon 900 nicht mehr produziert wird, ist die Beschaffung von Ersatzteilen zunehmend mit einem Mehraufwand verbunden.»

Erst diese Woche, fast einen Monat nach dem Graureiher-Vorfall, konnten die Ersatzteile endlich beschafft und installiert werden. Seit Freitagabend ist der Bundesratsjet wieder einsatzbereit.

Ersatz-Jet gemietet

Für einige Mitglieder der Landesregierung hatte der Zwischenfall unangenehme Folgen. Zwar steht den Magistratinnen und Magistraten mit der Cessna 560 ein zweites Flugzeug zur Verfügung. Dieses reichte jedoch nicht, um alle Dienstreisen wie geplant durchführen zu können.

Zwei Bundesratsmitglieder wurden zum Umdisponieren gezwungen: Bundespräsidentin Viola Amherd (61) musste am 8. März statt mit dem Staatsflugzeug per Linienflug nach New York reisen, um an einer Sitzung der Uno-Kommission zur Rechtsstellung der Frau teilzunehmen. Und für die Afrika-Reise von Ignazio Cassis (62), die den Aussenminister Mitte März nach Äthiopien, Dschibuti und Kenia führte, musste gar ein Privatjet gemietet werden. «Linienflüge waren für die geplanten Routen und das vorgesehene Programm mit mehreren Destinationen nicht möglich», erklärt Volken.

Trotz der Unannehmlichkeiten kam der Zwischenfall für die Verantwortlichen nicht nur ungelegen.

Der Grund: Vergangenen Sommer hat der Bundesrat beschlossen, ein Flugzeug des Typs Bombardier Global 7500 als neuen Bundesratsjet zu beschaffen. Kostenpunkt: 109 Millionen US-Dollar. Der Entscheid sorgte für viel Kritik. Armeesprecher Volken betont deshalb, dass die aktuellen Flugzeuge mit Baujahr 2002 (Cessna 560) und 2008 (Falcon 900) nicht mehr dem «aktuellsten Stand der Technologie» entsprächen. «Das hat vermehrt negative Einflüsse auf die Verfügbarkeit – wegen vermehrter Wartungsarbeiten und Reparaturen –, die Sicherheit und die Umweltverträglichkeit.»

Mit dem neuen Flugzeug werde deshalb zumindest ein Teil der Staatsluftfahrzeugflotte des LTDB auf den neusten Stand der Technologie bezüglich Sicherheit, Effizienz und Leistung gebracht.

Die Argumentation klingt gut, hat jedoch einen kleinen Haken: Der Bombardier Global 7500 ersetzt mit der Cessna 560 den «falschen» Bundesratsjet. Die Falcon 900, die vom Graureiher ausser Gefecht gesetzt wurde, wird auch nach 2025 als Regierungsflugzeug im Einsatz stehen. Der Ersatz des Fliegers wird aufgrund der angespannten finanziellen Situation des Bundeshaushalts erst zu einem späteren Zeitpunkt geprüft.

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